Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

SAZbike 17/2023
Lesedauer 3:40 Minuten

E-Bikes im Fokus: Der Einstieg der Autoindustrie in den Fahrradmarkt

Autohersteller und Zulieferer drängen auf den Markt für E-Bikes. Die Fahrradfirmen bekommen Kapital und neue Ideen. Die Investitionen der Autoindustrie bergen aber auch Gefahren.

© SAZbike

Die Autoindustrie hat im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als 150 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Dagegen ist das Geschäft mit Fahrrädern und E-Bikes nur mickrig: 7 Milliarden Euro. Und doch mischt die Autoindustrie immer stärker in der Fahrradbranche mit. Firmenübernahmen, Investitionen und die Gründung eigener Marken: In den vergangenen Jahren hat sich die Fahrradbranche durch die Autohersteller stark gewandelt.

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Die Autobranche suche nach neuen Geschäftsfeldern und tätige entsprechende Investitionen, gleichzeitig wachse die Fahrradbranche. „Sie ist mittelständisch geprägt und sucht zum Beispiel für Innovationen neues Kapital“, sagt der Geschäftsführer des Verbands. Deshalb gebe es ein Match zwischen den beiden Zweigen.

„Pon gibt ein ganz klares Bekenntnis zum Fahrrad ab“, sagt der Fahrradexperte Dirk Zedler vom Zedler-Institut. Die Radfirmen würden nach der Übernahme durch den niederländischen Giganten wie zuvor weiterlaufen; es gebe aber jetzt schärfere Markenprofile. „Die Automotive-Branche arbeitet sehr strukturiert, da kann sich der Radsektor einiges abschauen“, so Zedler.

Der Ludwigsburger ist seit knapp 30 Jahren Fahrrad-Sachverständiger. Er hat die Autohersteller im Fahrradmarkt kommen und wieder verschwinden sehen. Denn die Ambitionen der Autobauer; im Radsektor mitzuspielen, sind nicht neu: Schon in den 1990er-Jahren hatten nahezu alle Automarken Fahrräder im Programm. „Sie haben sich aber damals eine blutige Nase geholt“, sagt Zedler. „Damals war das Fahrrad nur Mode und ein Sportgerät, ein Lifestyleprodukt wie die Lederhandtasche oder die Sonnenbrille.“

Der Verkäufe seien damals gestoppt und die Räder oft als Gratis-Dreingaben beim Kauf von Luxuslimousinen mitgegangen.
Jetzt aber boomt das E-Bike - und die Zeit scheint gekommen für die Rehabilitierung der Autohersteller. „Pon und die Pierer Gruppe sind zwei Beispiele dafür, dass jetzt etwas anders ist als früher: Die Unternehmen haben eine klare Strategie, um den Fahrradmarkt mitzubedienen“, sagt Zedler. „Sie wollen mit den Investitionen ernsthaft Geld verdienen.“

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Kritik am Einstieg der Autobranche

Vertrieb und Verkauf: Das seien vor allem die Sphären, an die die Autobranche denke, sagt der Fahrrad-Sachverständige Zedler. Nicht aber an die Kundennutzung. „Das Fahrrad muss eine hohe Nutzbarkeit haben für die Menschen, die von A nach B kommen wollen. Mit dem Verkauf eines 5.000-Euro-Pedetecs ist es aber nicht getan: Es braucht auch sichere Straßen und gute Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen. Die Mobilitätsalternative Fahrrad muss man ganzheitlich begreifen. Hier sehe ich aber keine Strategie der Autohersteller.“

Der Vorwurf, der aus Teilen der Radbranche laut wird: Die stehen nicht hinter unseren Zielen und hemmen diese womöglich. In der Brust der Autobranche würden eben zwei Herzen schlagen, so Zedler. Soll ein neuer Kreisverkehr gebaut oder der Fahrradweg erweitert werden? „Die Automotive-Leute sitzen zwischen den „Stühlen. Ihnen fehlt der strategische Ansatz“, meint Zedler. Und Wasilis von Rauch von Zukunft Fahrrad ist sich sicher: Das Fahrrad als zentrale Autoalternative auf kurzen und mittleren Wegen zu stärken liege nicht im Interesse der Autohersteller - zumindest solange sie nicht gezwungen würden.

Tatsächlich ist laut Zukunft Fahrrad kein Unternehmen aus der Automotive-Branche in dem Interessenverband organisiert - lediglich ein Versicherer, der Schutzbriefe für Autos und Fahrräder anbietet.

Eine große Ausnahme ist der Autozulieferer und Elektromotoren-Hersteller Bosch: Der Geschäftsleiter der E-Bike-Sparte sitzt seit dem Frühjahr im Vorstand des Zweirad-Industrie-Verbands (ZlV).

Das Engagement der Verbände ist äußert wichtig: Sie kämpfen in Berlin und Brüssel für die Etablierung des Rads als gleichwertiges Transportmittel. „Für die Fahrradbranche ist es zentral, die eigenen Interessen umzusetzen und eigene Akzente zu setzen, etwa mit einer starken Leitmesse Eurobike.

Je mehr Stakeholder aus dem Automobilsektor kommen, desto schwieriger wird die eigenständige Positionierung werden“, so von Rauch. Auch Dirk Zedler übt Kritik: „Die Unternehmen, die jetzt Marktanteile an sich reißen, schaden all den Firmen, die schon lange dabei sind und sich für die Mobilitätswende einsetzen. Gleichzeitig unterschätzen die Autohersteller die Komplexität des Fahrradmarkts und der Lieferketten. Die Automotive-Branche sitzt oft auf einem hohen Ross, dabei sollten sie der Radbranche zuhören und langsam machen.“ „Für unsere Branche ist es jetzt wichtig, die übergeordneten Ziele nicht verwässern zu lassen“, meint von Rauch. Die Autohersteller könnten etwa fordern, kleine E-Autos im Lastenrad-Format auch auf Fahrradwegen mitfahren zu lassen. „Wir stehen aber ganz klar für gesunde, aktive Mobilität.“

Und die Ziele von Porsche? Der Autokonzern will die Marke im E-Bike- Segment „langfristig und nachhaltig“ etablieren, sagt der Sprecher. Das Kerngeschäft werde „allerdings auch zukünftig die Entwicklung, die Produktion und der Vertrieb von Sportwagen bleiben“.

Autor: Max Wochinger
Foto: SAZbike

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