Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch die Eurobike Show Daily, Messezeitschrift der jährlich stattfindenden Eurobike Show, gibt uns seit vielen Jahren die Möglichkeit, unsere Sicht auf wichtige Entwicklungen in der Fahrradbranche in ganzseitigen Artikeln auszuführen.

Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

manager-magazin.de, 01.04.2023
Lesedauer 10:00 Minuten

Der Schlingerkurs des Fahrrad-Start-ups Vanmoof

Kaum ein Fahrradhersteller erlebte so einen Hype wie Vanmoof. Das Elektro-Start-up aus den Niederlanden inszenierte sich als Apple der Branche. Doch nun werden die Gründerbrüder hart ausgebremst.

Als die Brüder Ties (44) und Taco Carlier (45), beide studierte Industriedesigner, vor rund 16 Jahren von einer Geschäftsreise aus New York zurückkamen, hatten sie plötzlich eine Vision. Sie könnten das Pendeln mit dem Fahrrad, wie sie es aus den Niederlanden kannten, in den Rest der Welt tragen. San Francisco, London, Paris schwebten ihnen vor. Und um auch hügelige Strecken bei warmem Wetter mit Anstand bewältigen zu können, wollten sie ein schickes E-Bike für Berufspendler entwickeln. Zurück in Amsterdam machten sie sich an ihr erstes Modell – und begannen unter der Marke Vanmoof eine der größten Wachstumsstorys, die die Radbranche seit Langem gesehen hat.

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"Apple"-Ansatz macht Probleme

Das Kapital wird dringend gebraucht. Ein zentrales Problem, so scheint es, war die Unsicherheit in den Lieferketten. Anders als die meisten Fahrradhersteller entwirft Vanmoof fast alle Teile des Fahrrads selbst. Die Carlier-Brüder sehen in dieser "Proprietary-Parts-Strategie" eines der wichtigsten Merkmale ihres Geschäftsmodells. Sie vermarkteten es als den "Apple"-Ansatz, also Design und Technik inhouse zu entwickeln und die Produktion an Zulieferer auszulagern. Dies hat zwar auch Vorteile, gewisse Produktionsrisiken werden ausgelagert. Es kann aber bei kleinen Stückzahlen auch teuer werden und hat den entscheidenden Nachteil, dass die Komponenten nicht mit auf dem Markt erhältlichen Ersatzteilen von Drittanbietern kompatibel sind. Das mindert die Flexibilität.

Wie anfällig das Konzept ist, zeigte sich, als die Lieferketten während der Pandemie rissen und Fahrradteile bei nahezu allen Herstellern zur Mangelware wurden. Branchenweit quollen Läger mit unfertigen Fahrrädern über, die Lieferzeiten schossen in die Höhe. Für Vanmoof ein Riesenproblem: Andere als die selbst entwickelten Teile konnten die Niederländer nicht verwenden. Zudem, so vermuten Insider, hätten Zulieferer in Fernost Abnehmer von Standard-Komponenten mit höheren Stückzahlen in der Produktion priorisiert. Vanmoof sagt dazu auf Anfrage nichts.
Zusätzlich schlägt die Strategie direkt auf den Kundenservice durch. Vanmoof betreibt als Direktvermarkter kaum eigene Shops oder Werkstätten, sondern tritt vorwiegend online auf. Bei einem Defekt können Kunden jedoch nicht einfach zur Werkstatt ihres Vertrauens gehen – denn die haben kaum passende Ersatzteile. "Radhändler stehen gerade ohnehin schon unter Strom. Die sind nicht gezwungen, Fahrräder anzunehmen, bei denen die Ersatzteilversorgung nicht gesichert ist, bei denen sie die Technik nicht kennen oder bei denen ihnen die Werkzeuge fehlen, um den Motor auszulesen und einzustellen", sagt Dirk Zedler (60), der mit seinem Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit regelmäßig Prüfberichte und Gutachten über Fahrräder erstellt. So bleibt der Vanmoof-Kundschaft häufig nur eine Option: das Rad zur Reparatur einzuschicken.
Für die Hersteller kann das auch ökonomisch fatale Folgen haben. "Wenn Sie die Reparatur wegen fehlender Teile nicht durchführen können, müssen Sie am Ende den Kaufpreis zumindest anteilig erstatten", sagt Branchenexperte Zedler. "Dann fliegt Ihnen die ganze Kalkulation um die Ohren." Vanmoof, so geht es aus den internen Unterlagen hervor, hat allein für 2021 acht Millionen Euro für Reparaturen oder Ersatz während der Garantiezeit zurückgestellt.

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Simple und anfällige Technik

Kritisch sehen Fachleute auch die Qualität der verbauten Technik in den Rädern. Größtes Manko sei der Vorderradantrieb, sagt Sicherheitsexperte Zedler. Die Antriebsart sei früher in den Anfängen der Pedelecs verbreitet gewesen, aber heute deutlich überholt. Ob Marktführer Bosch, Panasonic, Brose, Yamaha oder Shimano – sie alle setzten vor allem auf den Mittelmotor, und dafür gebe es "gute Gründe". So brächen die Speichen oft schneller bei einem Fahrrad, dessen Motor in der Vorderradgabel hängt. Fakt ist: Vanmoof hält an dem Ansatz fest. Auch die erst im März 2023 vorgestellten neuen Modelle S5 und A5 haben einen Vorderradantrieb. Ökonomisch ist das womöglich attraktiv. "So kann man ganz billig Fahrräder herstellen", sagt Zedler.

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Autor*in: Lutz Reiche und Anna Driftschröer

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