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Der zweite Kongresstag startete mit einem vielfältigen Workshop-Programm, bestehend aus vier parallelen Blöcken. Hier hatte man die Wahl zwischen den Themen Elektrofahrrad, dem Spannungsfeld Händler-Hersteller, Fahrradnormen sowie Inititativen zur Radverkehrsföderung.
Bei der Podiumsdiskussion am Mittag ging es um einen regelmäßigen "Aufreger": Fahrrad- und Teiletests der Stiftung Warentest. Sind diese Produkttests ein Lotteriespiel für die Branche? Dr. Holger Brackemann, Leiter des Bereichs Untersuchungen bei der StiWa, Fahrradsachverständiger Dirk Zedler, ADFC-Bundesgeschäftsführer Horst Hahn-Klöckner und Mathias Seidler, Geschäftsführer von Fahrradhersteller Derby Cycle Werke wurden von Moderator Gunnar Fehlau zum Streiten motiviert.
Der Derby-Chef warf ein, dass oftmals Zufälle über Testsieg oder Abwertung entscheiden und regelmäßig Äpfel mit Birnen verglichen worden seien. Was ihm vor allem fehlt, ist die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Prüfverfahren. In die gleiche Kerbe schlug Dirk Zedler: "Dadurch verhindern Sie den Fortschritt und dass die Branche aus den Fehlern lernen kann." Es helfe nichts, wenn die StiWa nur die knappen Ergebnisse veröffentliche. Brackemann stellte klar, dass es nicht die Aufgabe der Stiftung Warentest wäre, die Qualitätssicherung der Hersteller zu übernehmen.
Großen Streit gab es um sinnvolle Prüfverfahren. Fahrradhersteller und Sachverständige wie Zedler bevorzugen die einfachere an die EU-Normen angelehnten Prüfungen. Der von der StiWa beauftragte Prof. Füglein führt hingegen einen Betriebslasten-Test auf seinem kostspieligen Hydropulse durch. Dieses Verfahren ermöglicht zwar, relativ praxisnahe Belastungen zu simulieren. "Oft werden aber doch Schadensbilder produziert, die nicht in der Praxis beobachtbar sind", stellt Zedler fest. Übereinstimmend wurde bemängelt, dass Schäden, die in der Praxis tatsächlich auftreten, nicht systematisch gesammelt werden.
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Text: Andreas Oehler