"Als Robert und ich bei Tour angefangen haben, gab's in der deutschen Fahrradbranche ja kaum zehn Ingenieure. Inzwischen sitzen bei mancher Fahrradfirma zehn", sagt Dirk Zedler, Fahrradsachverständiger und laut Selbsteinschätzung ein Freak. Zedler schreibt seit 1994 für Tour und hat mit Robert Kühnen, einem weiteren lngenieur, dem Test und Technik-Ressort des Magazins seinen Stempel aufgedrückt – und damit einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der von ihm geschilderten Entwicklung. (…)
VOM GUTACHTEN ZUR VERGLEICHBARKEIT
(…) Dirk Zedler stammt aus einer eher dem Auto zugeneigten Familie, doch er hat sich für das Fahrrad als Arbeits- und Lebensinhalt entschieden, hat seine Abschlussarbeit im Maschinenbau über Scheibenradverkleidungen aus Carbon verfasst und wird nach der Arbeit im Radladen Fahrradsachverständiger. In dieser Funktion bekommt er die Schattenseiten der konstruktiven Experimentierfreude und unterschätzenden Nachlässigkeit jener Tage wie mit einem Brennglas vor Augen geführt. Denn wenn Räder und Komponenten folgenreich versagen, ist er der Fachmann vor Gericht, der den Schadensfall zu beurteilen hat. Die tragischen Unfallgeschichten hat er inklusive.
(…) Mit der Gründlichkeit des Ingenieurs wird Zedler in den nächsten Jahren daran gehen, das Fahrrad besser zu machen. Nach einem kurzen Intermezzo bei Velo wird er für die Tour schreiben, die damals noch nicht ausschließlich aufs Rennrad fokussiert ist. Seine Artikel (und jene, die von seiner Arbeit beeinflusst sind) befassen sich mit kollabierenden Federgabeln – "Achtung Bruchgefahr!" –, mit versagenden Sattelstützen – "Schleudersitz?" – und mit gefährlichen Schutzblechhalterungen am Vorderrad, die im Ernstfall zur Laufradblockade führen und den Radfahrer unvermittelt über den Lenker absteigen lassen: "Gefahr Schutzbleche". Diese aufrüttelnden Headlines und die folgenden mahnenden Texte mögen dem einen oder anderen Leser, der sich mit seinem als Kultobjekt verehrten Rad und seinem Hersteller innig identifiziert, wie Panikmache vorkommen. Bei Lichte betrachtet decken sie jedoch wirkliche Gefahrenquellen auf und nehmen das Fahrrad ernst, als Fahrzeug, das sich an den Kriterien des Fahrzeugbaus messen lassen muss.
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Autor: Gerolf Meyer