Das ablaufende Jahr war anstrengend. Die Radbranche hatte zu kämpfen, überraschenderweise vor allem und nun schon seit vielen Monaten mit einer Nachfrage der Konsumenten, die alles Dagewesene in den Schatten stellte. Wer sich bei den Händlern umhört, hört oft dasselbe: Es gab keine Zeit zum Durchschnaufen, zum Blick über das Tagesgeschäft hinaus. Doch damit der Erfolg von heute keine Eintagsfliege bleibt und das Radfahren für mehr Menschen zu einer Ganzjahresbeschäftigung wird, darf man nicht verpassen, auf die Trends zu schauen, die den Markt in den nächsten Monaten, Saisons und über Jahre bewegen werden. (...)
Herbstchancen nutzen
Die Entwicklungschancen für „Bio Bikes“ und elektrifizierte Räder kann man gut erfassen, wenn der Blick in jene Jahreszeit geht, in der der Handel klassischerweise Luft holt: in die dunklen, nassen Monate. (...)
Spricht man mit Dirk Zedler, dem einflussreichen Fahrradsachverständigen aus Ludwigsburg, dann schwingt allerdings schon Enttäuschung mit. „Es gibt für die Radbranche eine historische Chance, in der sie, mit gefüllten Kassen infolge der Pandemie, voll in Weiterentwicklung investieren kann.“ Doch allzu oft, diagnostiziert der Branchenkenner Zedler, erschöpfe sich dieser Prozess in Stückwerk, aber eben kaum in integrierten Lösungen, um das Fahrrad als Gesamtprodukt zu verbessern. „Die große Herausforderung ist allerdings, über das Zusammenstellen von Einzelteilen an einem Rahmen aus eigenem Design hinauszudenken und neue Wege einzuschlagen“, findet Zedler. Beim Blick auf das, was auf deutschen Straßen herumrolle, sehe man auch bei den E-Bikes „kaum Konzepte, die über ein elektrifiziertes Fahrrad hinausgehen.“ (...)
Müller stimmt zu, dass künftige Trends im Markt durch Kooperationen getrieben werden, das zeigt Riese & Müller etwa auch bei der Zusammenarbeit zum Thema Licht mit Supernova. „In Zukunft wird es darum gehen, frühzeitig in der Entwicklung zusammenzuarbeiten, damit sich das Fahrrad als Verkehrsmittel weiterentwickeln kann.“ Lastenräder gelten als Treiber für die ganzjährige Nutzung von Fahrrädern. Bei Riese & Müller wählen die Kunden immer stärker die bequeme und kostspielige GX-Option mit breiteren Reifen und mehr Federung. Kunden geben Geld aus, aber haben eben auch Ansprüche. Wer in ein solches Gefährt investiert, möchte es nicht im November einmotten. Ganzjährige Nutzung ist denn auch für Riese & Muller wichtig. „Hier spielt insbesondere das Licht eine große Rolle,“ sagt Heiko Müller. Deswegen setze sein Unternehmen auf Auf- und Abblendlicht bei immer mehr Modellen. Das passt zur Beobachtung von Dirk Zedler, der auf die Autoindustrie verweist. Schon in der Vorentwicklung ist dort das Lichtkonzept zentral. Diese Art der Entwicklung von Fahrzeugen aus einem Guss werde auch die Radbranche in Zukunft prägen. (...)
Ein Kokon für die Pendler
(...) Händler müssten insgesamt Teil einer digitalen Kette werden und vor allem daran mitwirken, dass die Kunden ihre Mobilität erhalten. Viele Gesprächspartner identifizieren die Mobilität und nicht so sehr das Produkt als zentrales Thema der Zukunft. Es gehe nicht mehr darum, Räder zu verkaufen, sagt Dirk Zedler, „sondern um Erlebnisse, die dazu führen, dass die Kunden auf dem Rad bleiben.“ (...)
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Autor: Tim Farin