Dass es sich beim Zedler-Institut nicht um eine beliebige Fahrradwerkstatt handelt, sieht man eigentlich auf den ersten Blick, auch wenn gelegentlich Endkunden nach einer Reparatur fragen. Zum einen zeugt das sehr ansehnliche Fahrradmuseum am Standort in Ludwigsburg von einem feinen Sinn für Fahrradkultur und insbesondere Fahrradtechnik. Zum anderen sind die Räume reichlich bestückt mit Prüfständen, die man in dieser Form und Menge wohl nirgendwo sonst findet und zuletzt lässt sich das auch daran ablesen, dass der Zugang am Jubiläumsabend genau reglementiert war und alle auch nur ansatzweise sensiblen Fahrräder und Produkte abgedeckt oder gleich ganz aus dem Gebäude entfernt waren.
Lange Firmenhistorie
Gefeiert wurde dann am 01. April kein Scherz, sondern eine lange Firmengeschichte, die Anfang der 90er Jahre begann. Damals waren MTB und Triathlon heiße Trendsportarten mit millionenfach verkauften Produkten und leider auch steigenden Unfallzahlen. Dirk Zedler sah den Bedarf nach Experten, die in der Lage waren, Werte von Fahrrädern korrekt zu bestimmen, Versagensfälle zu analysieren und Schadensbilder zu möglichen Hergängen einzuordnen. Nach handwerklicher Ausbildung, abgeschlossenem Maschinenbaustudium, parallel dazu sechs Jahren Erfahrung im Fahrradfachhandel und weit mehr als hundert Radsport- und Triathlon-Veranstaltungen in den Beinen, machte er sich als Fahrrad-Sachverständiger selbstständig. Bei der IHK wurde die Geschäftsidee sinngemäß mit dem Satz kommentiert: „Wer braucht denn das?“.
Heute fragt dies niemand mehr, Zedler ist in der Fahrradbranche ein global bekannter Name. Doch was das Unternehmen tagein, tagaus leistet, ist trotzdem nicht so geläufig. Am Tag der offenen Tür wurde Geschäftspartnern, Freunden und allen anderen Interessierten ein Einblick gegeben. Diese Chance nutzten über 350 Besucherinnen und Besucher, die in acht Führungen über den Tag verteilt durch die Labore und Werkstätten geführt wurden.
Informative Führungen für Gäste
Während der Führung bekam man nicht nur eine Vorstellung, wie anspruchsvoll heute Räder und Komponenten getestet werden, man erfuhr zudem manche Anekdote aus den Gerichtssälen der Republik. In Erinnerung blieb die Geschichte des Kunden, der wegen Geräuschen am Fahrrad seinen Kauf rückabwickeln wollte. 2000 Euro Gerichtskosten später stellte sich heraus, dass es genügt hätte, zur Problemlösung die Kette zu schmieren. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen amerikanische Gerichtsgutachten, bei denen es um Schadenssummen von 50 Millionen US-Dollar geht. Auch bei solchen Fragen wird die Expertise aus dem Hause Zedler angefragt. Inzwischen ist das globale Geschäft ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit.
Nach wie vor auf Wachstumskurs
Im 30. Jahr konnte das Unternehmen ein Wachstum um nochmals über 67 Prozent aufweisen, erklärte Dirk Zedler bei seiner Rede am Abend auf der Veranstaltung. „Wenn man es schafft, noch im 30. Jahr ein solches Wachstum hinzubekommen, dann ist man vermutlich auf dem richtigen Weg“, sagte der Jubilar zufrieden. Die Nachfrage nach Fahrradsachverstand lässt auch auf dieser Ebene noch lange nicht nach.
Bei dieser Gelegenheit ließ er die Gäste auch wissen, dass der jüngste Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2021/ 2022 fertiggestellt wurde. Dass sich die Anstrengungen auf diesem Gebiet lohnen, zeige sich unter anderem daran, dass Zedler dadurch unabhängig von steigenden Energiepreisen ist und bisher keine Preissteigerungen für die eigenen Dienste nötig waren. Zudem hat die DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) bestätigt, dass das Firmengebäude klimapositiv ist. Das bedeutet, dass das Gebäude mit seiner CO2-Bilanz einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet. Damit zusammenhängend wurde das Platin-Zertifikat für den Firmensitz bis 2025 verlängert. Das Haus gehört damit weiterhin zu den weltweit am besten bewerteten Gebäuden.
Autor: Daniel Hrkac
Foto: Zedler-Institut