Dipl.Ing. Dirk Zedler - BIKE-Gutachter
Brüche im Bereich Lenker und Vorbau gehören leider auch heute noch zu den häufigeren Schadensfällen, die Fahrradsachverständige beschäftigen. Dass da Probleme auftreten können, ist freilich schon lange Zeit bekannt. Als vor über zwanzig Jahren die ersten Aluminiumlenker bei Sporträdern auftauchten, gab es reichlich Bruch. Der Grund: Die geschwungenen Lenker waren gebaut wie solche aus Stahl, nur eben aus dem deutlich elastischeren und weniger festen Leichtmetall, das dazu noch sehr empfindlich auf Kerben reagiert.
Bei den Mountainbikes wiederholte sich das Szenario ab Mitte der Neunzigerjahre erneut. Die Lenker wurden immer leichter, ausreichende Tests - Fehlanzeige. Die Zahl der Rückrufe spiegelt nicht annähernd wieder, bei wie viele Lenker-Typen tatsächlich Bruch droht, wenn diese gefahren werden. Deshalb mein Tipp: MTB-Lenker spätestens nach zwei Jahren austauschen oder eben früher, wenn einer oder mehrere Stürze passiert sind. Dabei sollte man auch gleich den Vorbau mit tauschen, wenn dieser den Lenker kerbt.
Die Prüfungen in den Normen DIN und ISO, aber auch in der DIN Plus sind den heutigen Fahrstil im MTB-Sport nicht angemessen. Solange Hersteller den Einsatzzweck ihrer Produkte nicht genau beschreiben, muss bei Prüfungen ein sehr harter Maßstab angelegt werden. Brüche von Lenkern auf Testmaschinen sind lehrreich, Knochenbrüche sind schmerzvoll.