Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

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Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

SAZbike 15/2011
Lesedauer 4:30 Minuten

Fahrrad-Sachverständiger Dirk Zedler bemängelt: Stiftung behindert durch Intransparenz den Fortschritt der Sicherheit

SAZbike sprach mit dem Fahrrad-Sachverständigen Dirk Zedler (Geschäftsführer des Zedler - Institut für Fahrradtechnik und –Sicherheit) über den aktuellen E-Bike-Test von Stiftung Warentest. Der Diplom-Ingenieur bemängelt vor allem die Intransparenz der Testkriterien, die weder den Herstellern noch der Öffentlichkeit dargelegt werden. Zudem kritisiert Zedler die redaktionelle Aufbereitung des Tests. Allerdings nimmt der Experte auch die Hersteller in die Pflicht: Die Ergebnisse der Bremsentests beispielsweise decken sich mit seinen Erkenntnissen, und auch die Prüfhärte für Einrohr-Rahmen befürwortet Zedler.

SAZbike: Herr Zedler, was sagen Sie zum aktuellen E-Bike-Test der Stiftung Warentest?

Dirk Zedler: Grundsätzlich finde ich es absolut begrüßenswert, dass Tests von neutraler Seite durchgeführt werden. Bisherige Tests werden hauptsächlich von Extra Energy e.V. durchgeführt. Deren Testaufwand und die verwendete Prüfausstattung sind absolut wegweisend, die daraus generierten Veröffentlichungen für Endverbraucher sind in der Gesamtheit jedoch eher dünn. Über die Ergebnisse der EMV-Tests, des Fahrverhaltens und der Betriebsfestigkeit wird nahezu der Mantel des Schweigens gebreitet. Zwar werden die entdeckten Probleme wohl mit den Herstellern besprochen, aber der Endverbraucher erfährt kaum etwas. In diesen Punkten kann der Verein, dessen erklärtes Ziel es ist, die Elektromobilität zu fördern, scheinbar nicht über seinen Schatten springen. Die gerade entstehenden Publikumszeitschriften beschränken sich mehrheitlich auf Probefahrten, seriös getestet wird hier kaum. Daher ist es für die Branche jetzt wie ein Schlag ins Gesicht, wenn harte Urteile fallen.

Das Problem bei diesem Test sehe ich eindeutig in der redaktionellen Aufbereitung. Anstatt das Positive nach vorn zu bringen, lautet die Überschrift: "Rahmen bricht, Bremsen versagen". Darauf stürzen sich die Medien mit dem gleichen Genuss, wie vor ein paar Wochen auf die Untersuchungen des UGV/GDV (Anm. d. Red.: s. SAZbike Nr. 6 v. 18.4.11). In der Summe wird so meines Erachtens  dem gerade im urbanen Bereich sehr sinnvollen Mobilitätstrend geschadet. 

? Was können Sie zu den Testkriterien sagen?

! Die Testkriterien, welche die Stiftung Warentest anlegt, werden in einem sehr umfangreichen Anforderungskatalog niedergeschrieben. Diesen Entwurf diskutiert ein Fachbeirat, dem Vertreter von Verbraucherseite (ADFC, ADAC, Sachverständige), Handel, Herstellern und Prüfinstituten beiwohnen. Nach dieser Diskussion beschließt die Stiftung intern, was tatsächlich geprüft wird. In der Summe ist der Prüfumfang umfassend und sinnvoll. Die harten Kriterien, z.B. bei den sensiblen Betriebsfestigkeitsprüfungen, werden allerdings nicht detailliert offen gelegt. Insofern kann man zu diesen Punkten kein abschließendes Urteil abgeben.

? Auf dem Vivavelo-Kongress im letzten Jahr lud Sie Untersuchungsleiter Holger Brackemann zur Stiftung ins Haus. Was ist daraus geworden?

! Die vor versammeltem Publikum zugesagte Offenlegung der Prüfkriterien hat bis heute nicht stattgefunden. Das einzige Neue für mich war daher die Teilnahme bei der Fachbeiratssitzung in Berlin. Ich kenne nun die Arbeitsweise bis zu diesem Punkt genauer. Was die eigentlichen Prüfungen und insbesondere der mindestens genauso wichtige Abgleich der Ergebnisse mit dem realen Bruchgeschehen in der Praxis angeht, so tappe ich weiter im Dunkeln.

? Was bemängeln Sie konkret an den Testmethoden der Stiftung?

! Der Hauptmangel besteht generell darin, dass einige Prüfkriterien nicht offen gelegt werden. So können diese von den Fachleuten der Branche erst gar nicht diskutiert werden. Auch ist es den Herstellern unmöglich, nach diesen Kriterien zu prüfen, um ihre Produkte dahingehend zu verbessern. Ohne offen gelegte Prüfanforderungen ist zudem der Abgleich mit der Realität erschwert. Unterm Strich besteht meine Hauptkritik darin, dass dieses Vorgehen auch den Fortschritt und den Zuwachs an Sicherheit bei Fahrrädern erschwert.

? Lassen Sich diese Mängel auch auf den aktuellen Test übertragen?

! Im aktuellen Test stören mich ein paar Details: Im Video auf der StiWa-Webseite ist der Bremsentest kurz zu sehen. Zumindest der nah gezeigte Bremsbelag ist nicht korrekt justiert. Dieser trifft die Bremsflanke der Felge nicht vollflächig, sondern ragt nach unten, d.h. zur Nabe hin heraus. So kann die volle Bremswirkung eher nicht erzielt werden. Der vom Prüfstand bewegte Bremshebel macht auch einen übergroßen Weg. Ob dies die Ursache mangelhafter Einstellung ist oder schlicht einer wenig wirksamen Bremse zuzuschreiben ist, kann so nicht geklärt werden.

Der zweite Punkt sind die Schäden, die sehr wahrscheinlich vom Trommelprüfstand herrühren. Gebrochene Ritzel und Kettenblätter treten meiner Erfahrung nach bei Fahrrädern der letzten Jahre in der Praxis nicht auf. Die daraus abzuleitende Prüfhärte lässt die Relevanz der Prüfergebnisse wie gerissene Ketten, gebrochene Frontscheinwerferhalter und Gepäckträger folglich in einem fraglichen Licht erscheinen.

? Womit stimmen Sie überein?

! Liest man den Artikel ohne Emotionen durch, so stellt man eine ganze Reihe von Erkenntnissen fest, die man unterschreiben kann: Das Ergebnis hinsichtlich der Bremsen deckt sich beispielsweise, trotz der oben geäußerten Bedenken, weitgehend mit meinen Erfahrungen mit Bremsen im Allgemeinen. Hersteller, die hohe Gewichte zulassen, müssen sich auch daran messen lassen – ohne wenn und aber.
Genauso habe ich wenige Probleme damit, dass Rahmen, die mit Frontmotoren kombiniert werden, harten Prüfungen unterzogen werden, gerade wenn es sich um Einrohr-Rahmen handelt. Versagt solch ein Rahmen, stürzt der Fahrer. Als Sachverständiger habe ich in den letzten Jahren schon viele Gutachten zu Einrohr-Rahmen bei normalen Cityrädern gehabt, mit den Elektromotoren werden die Belastungen noch deutlich höher.

? Welche Konsequenzen wird der Test für die Wahrnehmung von E-Bikes in der Öffentlichkeit haben?

! Die begrüßenswerte Pedelec- und E-Bike-Welle wird weniger durch die Prüfergebnisse, sondern vielmehr durch den Artikel in der Zeitschrift „Test“ und das, was die anderen Medien daraus gemacht haben, noch schneller in die schwierigste Phase kommen. Verschiedenste Interessenverbände stürzen sich vermehrt darauf und versuchen, das junge und so erfolgreiche Pflänzchen unter ihre Prüf- und Regulierungshoheit zu bekommen. Hier geht es um mögliche große Geschäfte. Wenn sich die Fahrradbranche hier nicht zusammenrauft, kann ihr das Ruder über kurz oder lang aus der Hand genommen werden. Möglicherweise zum Schaden des Fahrrads im Gesamten.
Konsumenten, die sich nicht von Schlagzeilen abschrecken lassen und den Artikel in „Test“ lesen, werden schnell erkennen, dass es auch viel Licht gibt und dass ein gutes Pedelec auch gutes Geld kosten muss. Ein Vorteil für Hersteller und Handel.

Herr Zedler, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Alexander Schmitz.

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