"Dieser Artikel versucht ein Problem herbeizureden, das sich in dieser Tragweite in unserer Sachverständigenpraxis nicht widerspiegelt. Wohl ist das Gutachtenaufkommen dieses Jahr aufgrund des schönen Wetters (höhere Kilometerleistung der Fahrradflotte!) insgesamt etwas gestiegen, doch treten uns bekannt gewordene Brüche mit ernsthaften Verletzungsfolgen überwiegend an anderen Fahrradteilen als dem Rahmen auf.
Der Beitrag enthält meiner Meinung nach einige weitere Ungereimtheiten, eine fehlerhafte Darstellung von Ursachen und Zusammenhängen und schwache Analysen. Meiner Ansicht nach hält dieser Beitrag einer Betrachtung mit fundierter Kenntnis der Fahrradtechnik und/oder des Maschinenbaus nicht Stand.
Beispielhaft möchte ich anführen, dass auch "moderne" Rahmen redundant sind, wenn diese, wie bei allen drei Rahmen im Artikel, in Diamantbauweise gebaut sind. Ein Versagen eines Rohres führt meiner Erfahrung nach bei einem solchen Rahmen nicht zwingend zum Sturz. Der Rahmen im mittleren Bild hat sich augenscheinlich, wie im daneben stehenden Text gefordert, verbogen und ist erst in der Folge der Materialverformung eingerissen. Versagt bzw. gebrochen hat bzw. ist er aber nicht!
Die Verformung ist meiner Meinung nach zweifelsfrei das Resultat einer von vorne in Form eines Stoßes einwirkenden Kraft. Solches Verhalten zeigen im Übrigen auch dünnwandige Stahlrahmen. Mögliche Unfallfolgen für den Fahrer resultieren bei diesem Beispiel nicht aus einem Bruch des Rahmens, sondern allenfalls aus der entstandenen Verzögerung des Fahrrades! Weitere Schlüsse, woher die Kraft kam und wie hoch diese gewesen sein muss, können nur mit mehr Detailkenntnis bzw. einer genaueren Untersuchung gezogen werden. Plakativ gesagt zeigen alle drei Rahmen die typischen Schäden eines Frontalstoßes! Verlangen Sie, dass Ihr Auto nach einem Frontalaufprall unbeschädigt bleibt?
Zu Bedenken geben möchte ich noch, dass in der DIN 79100 eine Stoßkraft von 40 Joule zum Test einer Fahrradgabel niedergelegt wurde. Bei einer Tandemgabel sind 100 Joule die Mindestanforderung. Nun möchte ich die DIN nicht als das Maß der Dinge bezeichnen, doch einfach nach Gutdünken die Stoßenergie eines Fahrrades für zwei Personen heranzuziehen und diese gar zu verdreifachen, um die allgemein getroffenen Aussagen für aktuelle Fahrräder zu stützen, ist ein Vorgehen, das bei mir den Eindruck der Effekthascherei erweckt und somit mit dem auch von Ihnen harsch kritisierten SternTV-Test von Federgabeln vor nicht allzu langer Zeit vergleichbar ist."
Dirk Zedler,
Ludwigsburg