Herr Zedler, die Nachfrage nach E-Bikes wächst nach wie vor rasant, gleichzeitig wird von steigenden Unfallzahlen berichtet. Was ist denn das Riskante am E-Biken?
Zunächst einmal der Fahrer selbst. E-Bikes werden ja oft von älteren Leuten genutzt, die jahrzehntelang ein bestimmtes Tempo gewohnt waren. Wenn es jetzt plötzlich schneller geht, schätzen manche die Geschwindigkeit falsch ein und fahren zum Beispiel zu schnell in eine Kurve. Auch das hohe Gewicht so um die 25 Kilo macht den Bremsweg länger und schiebt bergab. Zudem unterschätzen andere Verkehrsteilnehmer das Tempo von E-Bikern gerne und es kommt zu Kollisionen. Dazu kommt bei manchen Rädern auch noch eine technische Tücke.
Inwiefern?
Einfache Motorsysteme hören nicht sofort auf zu arbeiten, wenn der Fahrer aufhört zu treten. Diese Motoren schieben noch bis zu ein, zwei Sekunden weiter, wenn der Fahrer überhaupt nicht mehr tritt. Das ist natürlich gefährlich, weil der Fahrer ja in der Regel aufhört mit Treten, um langsamer zu werden. Bei modernen Motoren gibt es das Problem aber nicht. Hochwertige Prozessoren im Antrieb erkennen sozusagen den Fahrerwunsch zu jeder Zeit und reagieren entsprechend.
Wie erkennt man, ob das E-Bike einen modernen Antrieb hat?
Am einfachsten natürlich mit einer Probefahrt. Aber auch die Marke und der Preis sind aussagefähig. Wenn sie ein neues E-Bike mit einem Motor der Marktführer kaufen, arbeitet der State of the Art. Diese Räder gibt es allerdings erst so von ungefähr 1800 Euro an aufwärts. Ein E-Bike aus dem Baumarkt für 499 oder 999 Euro hat diese Technik nicht.
Also sind billige E-Bikes gefährlich?
Was den Nachlauf der Motoren betrifft, ja. Auch weitere Bauteile daran sind oft nicht auf dem aktuellen Stand. Generell können E-Bikes in Sachen Sicherheit auch Vorteile haben. Da es beim Radeln mit Motorunterstützung nicht so sehr auf das Gewicht ankommt, können Hersteller ohne Nachteile die etwas schwereren Scheibenbremsen und eine leistungsstarke Lichtanlage montieren. Aber mehr Qualität und Sicherheit bei Bremsen und Licht kostet natürlich auch wieder mehr Geld.
Man hört ja auch wahre Horrorgeschichten von brennenden Batterien. In Hannover brannte jüngst nach der Explosion eines Akkus ein ganzer Laden aus.
Hier gilt ganz Ähnliches wie bei den Motoren. Es gibt Hersteller, die moderne Technologie einsetzen, um Fehlfunktionen der Batterie zu verhindern. Billige Akkus haben dagegen oft ein gefährliches Innenleben. Dies fängt bei einfachen Steckern an, die falsches Laden zulassen, und bezieht sich auf das Batterie-Management-System, das den Akku abschaltet, wenn beispielsweise eine Zelle im Betrieb zu warm wird. Generell wissen auch viele E-Biker zu wenig über Akkus.
Was sollte man denn wissen?
Der früher übliche Memory-Effekt eines Akkus ist heute passé. Daher sollte man den Akku häufig, das heißt nach jeder längeren Fahrt und am besten bei Zimmertemperatur in einem trockenen Raum laden. Man sollte sein E-Bike auch nicht zu lange in der prallen Sonne stehen lassen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Wenn man wie Sie täglich mit Rädern zu tun hat – wie schätzen sie generell das E-Bike ein?
E-Bikes sind natürlich eine feine Sache zum Beispiel für Lastenräder oder wenn dadurch Menschen wieder zusammen fahren können, die eine ganz unterschiedliche Leistungsstärke haben. Gut ist ein E-Bike auch als Alltagsfahrzeug einer hügeligen Gegend. Wer zum Beispiel in Stuttgart mit dem Rad zur Arbeit fährt, hat im Extremfall bis zu 300 Höhenmeter zu überwinden, da ist ein E-Bike schon eine feine Sache. Wenn Sie beispielsweise in München, Hamburg oder Berlin wohnen - es gibt ganz wunderbare Fahrräder ohne Motor und die tun es als Verkehrsmittel in so flachen Gegenden auch. Das ganz normale Fahrrad hat also durchaus noch seine Existenzberechtigung.
Die Fragen stellte: Jürgen Löhle