Frank Leyrer, wie bewerten Sie die Rückrufe der erst kürzlich auf den Markt gekommenen hydraulischen RR-Bremsen?
Grundsätzlich sehe ich jeden Rückruf positiv, da verbesserungsfähige Produkte vom Radsportler fern gehalten werden. Leider hat nicht jeder Hersteller den Mut, unsichere Produkte zurückzurufen.
War absehbar, dass es Schwierigkeiten mit solchen Systemen am Rennrad geben könnte?
Jede hochwertige (Scheiben-)Bremse birgt in der Konstruktion und Fertigung gewisse Risiken, denn an Fahrrädern sind das stark gewichtsoptimierte Produkte. Zudem darf nichts schleifen, da das den Vortrieb bremst und man die Geräusche hört. Alles zusammen ergibt eine deutlich größere Herausforderung als bei Kraftfahrzeugen.
Hätte man nicht aus dem Erfahrungsschatz von hydraulischen Mountainbikebremsen schöpfen können, um einen Rückruf zu vermeiden?
So wie es sich bei SRAM darstellt, ist die Bremse als solches nicht in Frage gestellt, sondern Dichtungen im Griff haben bei Kälte versagt. Diese Bauteile müssen über einen großen Temperaturbereich hohe Drücke aushalten und zugleich leicht beweglich sein. Mit Sicherheit hat man versucht hier auf Mountainbike-bewährtes zurückzugreifen, die Tücke steckt aber oft im Detail. Der einzige Vorwurf, den man machen kann, ist, dass scheinbar nicht hinreichend in der Praxis ausprobiert wurde. Prüfstandsversuche bilden immer nur einen Teil der Realität ab.
Trotz der Rückrufe: Glauben Sie, dass hydraulische Bremsen die Bremsen der Zukunft sind, auch im Rennradbereich?
Ja, denn die Vorteile der versteckten Verlegung der Leitungen, der verlustarmen Übertragung und nicht zuletzt den knackigen Druckpunkt wird ein mit Seilzug betätigtes System nie erreichen.
Autor: Carola Felchner