Kaum ein Spielbaukasten kommt ohne die geniale Verbindungstechnik aus, ob in Form greiffreundlich dicker Holzkloben oder kleiner Messingteile. Am Rennrad sind Schrauben und Muttern ebenfalls allgegenwärtig – aber hätten Sie gewusst, dass an einem normalen Renner etwa 120 bis 130 Schraubverbindungen mit ganz unterschiedlichen Aufgaben Dienst tun?
Am Flaschenhalter werden typische Befestigungsschrauben verwendet, während die Muttern auf den Laufrad-Achsen dazu dienen, das Lagerspiel einzustellen und zu fixieren; Endanschlagschrauben an Schaltwerk und Umwerfer begrenzen den Schwenkbereich der Schaltung, müssen sich aber ansonsten nur selbst halten. Allen gemeinsam ist, dass der Montagezustand darüber bestimmt, ob sie ihre Aufgabe erfüllen können.
Die Speichen und Nippel der Laufräder sind ebenfalls ein System von Schrauben und Muttern – und ein gutes Beispiel, wie Kräfte in den Schrauben entstehen und welchen Einfluss sie haben. (...)
Diese Spannkräfte in Schrauben macht man sich beispielsweise auch bei Lenker und Vorbau zu Nutze. Damit der Lenker verdrehsicher geklemmt wird, müssen die Spannkräfte der Vorbauschrauben so hoch sein, dass sich zwischen Klemmfläche und Lenker genügend Reibung aufbaut. Dreht man die Schraube jedoch zu fest, schnürt der Vorbau den Lenker ein und drückt den Klemmbereich unrund. Andere Probleme: Zu viel Kraft kann die Schrauben ihre Köpfe kosten oder die Gewinde aus dem Vorbau reißen. (...)
Zu solchen Defekten kommt es, weil man die Spannkräfte in der Schraube nicht direkt bestimmen kann. Deshalb nutzt man das Drehmoment als Kontrollinstanz. Darunter versteht man die Kraft, mit der die Schraube festgedreht wird, multipliziert mit dem Hebel. (...)
Leider sind die meisten Drehmomentschlüssel nicht ganz billig – aber im Vergleich zu einem kaputt geschraubten Bauteil oder einem Materialdefekt, der zu Sturz und Verletzung führen kann, sind sie allemal ihren Preis wert.
Autor: Dirk Zedler