Dabei subsumierte er unter dem Dachbegriff "Angreifer" Gruppen mit divergenten Interessen: Die Automobilwirtschaft, die E-Räder verkaufen wolle, die Energiekonzerne, denen es um ihr Image gehe, die Prüfer und Zertifizierer, die auf ein Dienstleistungsgeschäft auf gesetzlicher Basis hoffen würden (aber keine Sachkenntnis hätten), und die Versicherer, die das Unfallpotential der E-Räder aus Geschäftsinteresse heraufbeschwören würden.
In Sachen Automobilindustrie verglich Zedler Mitarbeiter- und Umsatzzahlen von Firmen aus der Fahrrad- und der Autobranche - mit vorhersehbarem Ergebnis und interessanter Zusammenstellung (mit Ford, ohne Pon). Aber was beweisen diese Zahlen eigentlich? Beim Beschwören solcher Szenarien wird gern so getan, als ob große Konzerne mit Millionen um sich werfen würden, um in kleine Branchen einzumarschieren, gefühlt ganz ohne eine Rentabilitätsberechnung.
Zedlers To-do-Liste enthält bekannte Elemente: Lobbyarbeit, Einigkeit, Professionalisierung. Aber wie viel Luft ist da nach oben? Wie richtig ist überhaupt die schon tausendmal gehörte These, es fehle an systematischer Lobbyarbeit? Vermutlich gibt es da mehr als allgemein bekannt, die selektive Kommunikation in diskreten Zirkeln ist oft am effektivsten. Richtig allerdings ist Zedlers Hinweis auf die Fähigkeiten der Autolobby, Fördergelder zur E-Mobilität abzugreifen.
Professionalisierung kann man fortschreiben, aber die großen Entwicklungssprünge seien bereits erfolgt, sagt Zedler selbst, der in Teilgebieten wie Karbon die Fahrradbranche weit vor BMW und Co sieht. Was die Einigkeit betrifft, sind Zedler vor allem die Patentstreitigkeiten ein Dorn im Auge wie zwischen Canyon und Cervélo: "Das macht nur die Anwälte reicher und verpulvert Ressourcen, die man sinnvoller einsetzen könnte." Damit hat er absolut recht; Apple und Samsung machen es zwar genauso und sind trotzdem erfolgreich, können es sich aber auch eher leisten.
Autor: Michael Bollschweiler