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SAZbike 17/2018
Lesedauer 4:45 Minuten

Alles auf Fahrrad

Die Zedler-Gruppe hat ihr neues Firmengebäude eingeweiht. Das ist auch ein Symbol nach außen: Die Branche boomt. Dabei wurden Fahrradgutachter anfangs kaum ernst genommen.

Der Empfang ist vorne im Glaskasten. Büros und Labor sind im Untergeschoss.

Manchmal will man gar nicht wissen, was da passiert ist: Ein Horrorkabinett der Fahrradbranche steht im Keller des Ludwigsburger Zedler-lnstituts. Jeder Rahmen, Lenker oder Sattel hier hat einmal irgendwie versagt, manche Unfälle haben persönliche Schicksale bestimmt. Die Fahrer klagten, die Gerichte brauchten Gutachten. Diese erstellt der Fahrradsachverständige Dirk Zedler seit 25 Jahren.

Mit Gruseln bestaunen die Gäste beim Rundgang durch das Gebäude den Edelschrott. Brüche, Risse, Verbrennungen; doch falls auch das Vertrauen in die Sicherheit des Fahrrads hier einen Knacks erleiden sollte, so würde dieses beim Anblick der polierten, stabilen Prüfmaschinen bestimmt wieder hergestellt. Wenn es eine Art Fahrrad-TÜV gibt, dann sind es die Sachverständigen, unter denen Dirk Zedler zu den renommiertesten in Deutschland gehört.

Heute, an einem sonnigen Tag im Juni, weiht die Zedler-Gruppe ihren neuen Firmensitz ein. Durch bodentiefe Fenster strömt Tageslicht hinein, Massivholzwände schaffen Wohlfühlatmosphäre, der Bau soll unter ökologischen Aspekten geplant worden sein, auf der kleinen Streuobstwiese summen Bienen, auf dem Dach der Fahrradgarage wachsen Gras und Blumen. Es wirkt wie ein kleines Bullerbü für fahrradbegeisterte Angestellte im Autoländle, weil es nicht nur bessere Arbeitsbedingungen bietet als das alte Gebäude, ein ehemaliges Fahrradgeschäft quer über die Straße, sondern auch noch ökologischen Ansprüchen genügen soll. Während sich auf der Terrasse die Gäste sammeln, auf dem Grill Bratwürste platzen und der Kühlschrank die Getränke erstarren lässt, lobt Bernhard Lange, Geschäftsführender Gesellschafter von Paul Lange & Co., mit ehrlicher Anerkennung: „Dieses Labor ist eines der besten und größten Fahrradlabore der Welt."

Welche Bedeutung dies hat, kann man an den Gästen erkennen: Neben weiterer Fahrradprominenz und einigen Lokalpolitikern ist der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, hier. Er will den Fahrradverkehr fördern. Ihm kann man abnehmen, dass er dies ernst meint, allein schon, weil er ein Grüner ist. Weniger sachkundige Gäste geraten ins Staunen, wenn man ihnen die wirtschaftliche Bedeutung der Fahrradindustrie erklärt. Dirk Zedler überschlägt grob: Weit über 1 Mrd. Euro Umsatz ist hier versammelt, repräsentiert durch die Gäste auf der Terrasse. Paul Lange & Co. oder Merida-Centurion Germany sind nur die größten. Da kann man schon mal kurz beim Kauen innehalten.

Dirk Zedler erklärt Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann das Prüflabor.

Die 1990er-Jahre: Fahrradgutachter als Kuriosum

Vielleicht ist das Erstaunen einiger Politiker darüber eine Erklärung für die Schwierigkeiten, welche man als Fahrradsachverständiger vor vielen Jahren hatte. Über diese lächelt Ulrich Lippmann milde. Der Kundendienstmitarbeiter bei Bosch Automotive, ein freundlicher Mann mittleren Alters, rückt seine Brille zurecht, stellt sein Glas ab und erzählt: Er war früher selber mal Fahrradgutachter und damit einer der ersten Kollegen von Dirk Zedler. Als Inhaber eines Radgeschäfts wurde Lippmann oft von Autosachverständigen um Rat gebeten, diese begutachteten auch Unfallfahrräder, denn Gutachter nur für Fahrräder schienen damals eher kurios. Ingenieure zog es darum meist in die prestigeträchtigere Autoindustrie. Auch Zedlers Weg schien mit dem Studium im KFZ-Bau zunächst dorthin zu führen; sein persönliches Interesse an Autos hätte den Diplom-Ingenieur wohl zu einem erfolgreichen Autoentwickler gemacht. Aber Lippmann und Zedler gingen den Weg des größeren Widerstands und wurden Fahrradgutachter. Mit ihnen gab es 1994 in ganz Deutschland etwa ein halbes Dutzend Sachverständige für Fahrräder. Das Material wurde damals durch den Boom bei Rennrädern und Mountainbikes allgemein wertvoller, darum nahmen auch die Gerichtsverfahren zu. Für diese erstellten die Sachverständigen ihre Gutachten. Das Problem: Versicherungen und Gerichte zogen gewohnheitsmäßig KFZ-Sachverständige heran, weil kaum jemand überhaupt wusste, dass es Fahrradgutachter gab. Das lag auch daran, dass in den 1990er-Jahren das Fahrrad gesellschaftlich einen geringeren Stellenwert hatte als heute.

Wie konnte Dirk Zedler sich also in diesem schwierigen Umfeld durchsetzen? Lippmann grübelt nicht lange: Zedler machte schon damals etwas Entscheidendes richtig. Er erstellte nämlich nicht nur Gutachten für Gerichte, sondern ging an die Öffentlichkeit. Mit Artikeln für das Magazin „Tour" wurde er bekannt, etwa über die Entwicklung der Steifigkeitsmessung von Fahrradrahmen oder mit kritischen Berichten über die Klemmung an Sattelstützen. So wurde er zum Berater in der Fahrradindustrie für die Entwicklung von Komponenten und Rahmen. Und hier habe er nicht nur korrigierend, sondern mit fortschrittlichen Ideen agiert und dafür immer sämtliche Mittel investiert.

Lippmann ergänzt: „Noch ausgeprägter als Dirks Unternehmermut waren allerdings schon damals sein extrem gutes Gedächtnis und sein Perfektionismus." Alle Teile, die er in seiner Laufbahn als Sachverständiger in die Hände bekam, lagere Zedler in einem riesigen Archiv und könne heute noch wie auf Knopfdruck erklären, was das Problem damit und die Ursache desselben war. Heute sind es weniger schlechte Leichtbauteile, sondern eher Elektroräder, die breitere Nutzergruppe sowie die allgemein gestiegene Verkehrsdichte und Klagebereitschaft, die die Zahl der Gerichtsprozesse erhöhen. Aktuell erstellt das Zedler-lnstitut über 800 Gutachten im Jahr. Kunden und Hersteller sorgen dafür, dass der Bedarf nicht nachlässt.

Autor: TilIman Lambert
Fotos: Zedler

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