Manchmal will man gar nicht wissen, was da passiert ist: Ein Horrorkabinett der Fahrradbranche steht im Keller des Ludwigsburger Zedler-lnstituts. Jeder Rahmen, Lenker oder Sattel hier hat einmal irgendwie versagt, manche Unfälle haben persönliche Schicksale bestimmt. Die Fahrer klagten, die Gerichte brauchten Gutachten. Diese erstellt der Fahrradsachverständige Dirk Zedler seit 25 Jahren.
Mit Gruseln bestaunen die Gäste beim Rundgang durch das Gebäude den Edelschrott. Brüche, Risse, Verbrennungen; doch falls auch das Vertrauen in die Sicherheit des Fahrrads hier einen Knacks erleiden sollte, so würde dieses beim Anblick der polierten, stabilen Prüfmaschinen bestimmt wieder hergestellt. Wenn es eine Art Fahrrad-TÜV gibt, dann sind es die Sachverständigen, unter denen Dirk Zedler zu den renommiertesten in Deutschland gehört.
Heute, an einem sonnigen Tag im Juni, weiht die Zedler-Gruppe ihren neuen Firmensitz ein. Durch bodentiefe Fenster strömt Tageslicht hinein, Massivholzwände schaffen Wohlfühlatmosphäre, der Bau soll unter ökologischen Aspekten geplant worden sein, auf der kleinen Streuobstwiese summen Bienen, auf dem Dach der Fahrradgarage wachsen Gras und Blumen. Es wirkt wie ein kleines Bullerbü für fahrradbegeisterte Angestellte im Autoländle, weil es nicht nur bessere Arbeitsbedingungen bietet als das alte Gebäude, ein ehemaliges Fahrradgeschäft quer über die Straße, sondern auch noch ökologischen Ansprüchen genügen soll. Während sich auf der Terrasse die Gäste sammeln, auf dem Grill Bratwürste platzen und der Kühlschrank die Getränke erstarren lässt, lobt Bernhard Lange, Geschäftsführender Gesellschafter von Paul Lange & Co., mit ehrlicher Anerkennung: „Dieses Labor ist eines der besten und größten Fahrradlabore der Welt."
Welche Bedeutung dies hat, kann man an den Gästen erkennen: Neben weiterer Fahrradprominenz und einigen Lokalpolitikern ist der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, hier. Er will den Fahrradverkehr fördern. Ihm kann man abnehmen, dass er dies ernst meint, allein schon, weil er ein Grüner ist. Weniger sachkundige Gäste geraten ins Staunen, wenn man ihnen die wirtschaftliche Bedeutung der Fahrradindustrie erklärt. Dirk Zedler überschlägt grob: Weit über 1 Mrd. Euro Umsatz ist hier versammelt, repräsentiert durch die Gäste auf der Terrasse. Paul Lange & Co. oder Merida-Centurion Germany sind nur die größten. Da kann man schon mal kurz beim Kauen innehalten.