Innovation ist zwar gesund, aber permanentes Streben, neue Produkte und neue Kategorien zu erfinden, kann Probleme bereiten, da Produkte bei bestimmungsgemäßem Gebrauch über die Grenzen der etablierten technischen Standards hinausgehen, welche die Sicherheit von Verbraucherprodukten garantieren sollen. Unter den Experten für Fahrradsicherheit ist man sich weitgehend einig, dass viele Sicherheitsstandards für Fahrräder und Komponenten nicht mehr relevant sind. Wir sprachen mit einigen dieser Experten über diese überholten Standards und wie die Fahrradindustrie bei allem Fortschritt dieses Problem angehen sollte.
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Safety first. Zur Darstellung der Komplexität aller Lasten, die auf ein Lastenrad einwirken, entwickelt das Zedler - Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit, ein deutsches Fahrradprüf- und -Zertifizierungslabor ein dynamisches Prüffeld, das für alle Lastenradtypen geeignet ist. Normen und Regulierungen könnten Herstellern Sicherheit und Richtlinien für ihren Innovationsprozess bieten, aber sie könnten auch zu einem Problem werden, stellt Gründer Dirk Zedler klar.
Und weiter fügt er an, dass zu viele Normen und Regulierungen den innovativen Antrieb innerhalb der Branche abtöten könnten, und das wäre wirklich bedauernswert. Immerhin hätte die Fahrradindustrie einen langen Weg hinter sich und die Entwicklung vom einfachen Fahrrad hin zu einem breiten Spektrum an technologisch hochentwickelten Fahrradtypen vorangetrieben, hauptsächlich auf der Grundlage von Leidenschaft und Hingabe. Als Fachmann für Produkttests und -sicherheit — und für die Untersuchung von Fahrradunfällen aufgrund von Produktausfällen — hat Zedler einigen Firmen geholfen, den Schaden, der durch fehlerhafte Produkte entstanden ist, durch Rückrufe zu begrenzen. Seiner Meinung nach sollten sich Unternehmen nicht auf die bestehenden Normen und Regulierungen verlassen, die mit den neuen Produkten nicht Schritt gehalten hätten. Stattdessen glaubt er, dass Fahrradhersteller Verantwortung übernehmen und garantieren sollten, dass deren Produkte robust genug für die realistische Nutzung sind, selbst wenn dies zeitaufwändiger und teurer sei als wenn sie gerade mal die Normen erfüllten. Außerdem sollten sie ihre Zulieferer davon überzeugen, ebenso zu handeln. Weiter stellt Zedler fest, dass seiner Meinung nach Reglementierung und Regulierungen weniger wichtig seien als sicherheitsbewusstes Denken für die Hersteller und deren Zulieferer. Seriöses und unabhängiges Prüfen, das regelmäßig durchgeführt werde, mag einiges Geld kosten, es spare jedoch auch eine Menge Kosten für Unternehmen, da ein Rückruf viel mehr koste und der Reputation eines Unternehmens durchaus auch Schaden zufügen könne. Außerdem sei seine Botschaft, Vorsicht sei besser als Nachsicht: Nun, da das Fahrrad erwachsen geworden sei, sei es an der Zeit, in der Branche einen Zahn zu zulegen, aus den Garagen-Werkstätten herauszukommen und das Business zu professionalisieren.
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