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SAZbike 14/2014
Lesedauer 6:40 Minuten

Prüfer sieht "fatale Ungereimtheiten": Kritik am StiWa-Test fällt heftig aus

Obwohl E-Bikes im StiWa-Test 2014 deutlich besser abschnitten, ist der Aufschrei in der Branche wieder einmal groß. Neben den betroffenen Fahrradherstellern sorgte der Test auch bei diversen Prüfinstituten für viel Gesprächsstoff. Bereits kurz nach der Veröffentlichung äußerten sich einige bekannte Gesichter aus der Fahrradbranche, um ihre Kritik an dem Test zu äußern. Dabei finden manche Aussagen nicht nur Freunde. Auch namhafte Branchenverbände äußerten sich zum Test und sparten nicht an Kritik. Wir haben für Sie die wichtigsten kontroversen Aussagen gesammelt.

Dirk Zedler Zedler-lnstitut

Diesmal ist der allgemeine Tenor des Artikels durchaus positiv. Endlich sei die Fahrradbranche laut Stiftung Warentest aufgewacht und habe die Produkte verbessert. Der Ruck durch die Branche scheint beim Durch lesen so gewaltig, dass sogar alle Marken am Testsieger aus 2013 vorbeizogen. Die Benchmark 2013 ist damit der Verlierer 2014.

Nur noch kurz vorneweg: Keines der mit unserem Zutun entstandenen Produkte wurde auffällig oder schlecht bewertet. Ganz im Gegenteil: Sowohl "unsere" Bedienungsanleitungen als auch die von uns geprüften Bauteile belegen in den von uns betreuten Bereichen ausschließlich die Spitzenplätze. Das heißt, dass wir uns selbst erneut mit unseren Kunden freuen können. Aber wie auch im vergangenen Jahr geht es uns um eine faire Beurteilung der Pedelec-Qualität. Und auch diesmal entdecken wir einige fatale Ungereimtheiten.

Generell: Ganz und gar nicht haben E-Bike Hersteller und der ZIV als Teilnehmer des Gremiums des Fachbeirats der StiWa geraten, so weiter zu testen wie im Vorjahr. Das ist schlichtweg falsch dargestellt. Kein Wort auch davon, dass die Testergebnisse 2014 mit mechanisch sehr stark veränderten Testaufbauten in Zusammenhang stehen könnten. Stattdessen werden mantraartig die nach Ansicht der Stiftung Warentest realitätsnahen Prüfkräfte gelobt und das zweite nicht minder wichtige Standbein eines seriösen Tests komplett totgeschwiegen. Gerade im Prüfstandsaufbau war der Test 2013 erwiesenermaßen hanebüchen. Das Nachtreten steht nicht nur auf zu dünnem Eis, es ist dazu sehr unsauber.

Nun zu unserer eigentlichen Kritik am Test:

Das Testfeld

Grundsätzlich spricht vieles dafür, Tiefeinsteiger-Pedelecs zu testen. Denn diese Fahrradform spricht eine sehr große Zielgruppe an und ist daher sehr häufig auf den Straßen anzutreffen. Allerdings kann es unserer Meinung nach nicht Aufgabe der Stiftung Warentest sein, ein kleines (Preis-)Segment herauszugreifen. Das ist sinnvoll in Special-lnterest-Magazinen, die im Laufe einer Saison so beständig testen und damit alle marktrelevanten Gruppen abbilden. Bei dem einmal jährlich stattfindenden Test der Stiftung Warentest muss aber unserer Ansicht nach der Markt abgebildet werden. Und dazu gehören Pedelecs für 699 EUR. So, das kommt hinzu, produziert die Stiftung Warentest unseres Erachtens nach "Verlierer ", die nachweislich in der durchaus kritischen Nutzer- und Händlergunst vorneliegen, indem sie die schlechten Noten erhalten, die eigentlich und gerechterweise den wirklich schlechten Billigprodukten des Marktes vorbehalten sein sollten. Und das auch noch vor dem Hintergrund des breiteren letztjährigen Tests. ln der Wahrnehmung ist dies wie die Beurteilung von absoluten Schulnoten, ohne dass man weiß, dass die Noten in unterschiedlichen Schultypen verteilt wurden. Also keine objektive Beratungsgrundlage für die Verbraucher.

Unter dem Punkt "besser, stärker, sicherer" heißt es, dass alle getesteten Räder hochwertige hydraulische Bremsen hätten. Haben sie. Aber warum? Letztlich ist das nur der Auswahl zu verdanken, denn einige der Hersteller im Test haben gleiche Modelle auch mit deutlich schwächeren Rollenbremsen oder seilgezogene Felgenbremsen im Programm. Das wird dem Leser aber nicht mitgeteilt, sodass er in Unkenntnis oft zum preisreduzierten Modell mit den schlechteren Bremsen greifen wird.

Fazit: Die Stiftung Warentest traf unserer Meinung nach eine Auswahl, die gezielt eigene Fehler vernebeln soll. Weiterhin nimmt die StiWa in Kauf, dass seriöse Hersteller von vergleichsweise guten Produkten schlecht bewertet werden, weil sie den Maßstab nicht an die tatsächlichen Marktgegebenheiten anpasst.

Die Abwertungskriterien

Erneut kapriziert sich Stiftung Warentest auf Bruchbelastungen, das ist also nichts Neues. Ein digitales Ergebnis ist einfach zu interpretieren. Meint man. So wird ein Versagen von Bauteilen immer höher bewertet als andere Kriterien. Fahrinstabile Fahrwerke machen den Fahrern beispielsweise auf der Straße tagtäglich zu schaffen und führen oft zu kritischen Fahrsituationen. Vor allem Fahrwerksunruhen provozieren immer wieder falsche Reaktionen, z.B. Panikbremsungen des Fahrers, die in Folge einen Sturz heraufbeschwören können. Trotzdem wird ein Materialversagen, das- wenn überhaupt- erst nach langer Laufleistung als Ermüdungsschaden eintritt, unverständlicherweise deutlich schlechter bewertet.

Auffällig auch die Testnoten bei Raleigh und Kalkhoff: Beide Modelle kommen von den Derby-Cycle-Werken. Typischerweise weisen diese Räder sehr viele, bis zu 100% gleiche Teile auf. Daher müssten nach unserem Verständnis auch die Ergebnisse weitgehend deckungsgleich sein. Dass die beiden Pedelecs eineiige Zwillinge sind, zeigt nicht nur der Abgleich der Bilder, sondern auch der Vergleich der Teilelisten auf den Websites. Bei beiden Pedelecs sind identische Bauteile verbaut, beide Pedelecs sind mit identischen Rahmenoptionen Diamant und Wave erhältlich. Den Wave-Rahmen gibt es in einer 26-Zoll-Laufrad- und 28-Zoll-Laufrad-Variante.

Der einzige Unterschied ist also, dass bei Raleigh die kleineren Laufräder gewählt wurden. Trotzdem stellt die Stiftung Warentest - bei also absolut baugleichen Modellen - fest:

  • Das Kalkhoff schaltet schlechter.
  • Das Kalkhoff fährt sich ohne Motorunterstützung schlechter.
  • Das Raleigh hat die weit schlechtere CE-Kennzeichnung.
  • Beim Raleigh reißt die Sattelstütze, beim Kalkhoff der Rahmen.
  • Das Licht des Raleigh ist besser.
  • Das Kalkhoff ist deutlich schlechter verarbeitet

Fazit: Offensichtlich, und nach unserer intensiven Betrachtung, hat die Stiftung Warentest bei identischen Bauteilen signifikante Unterschiede herausgetestet, wo mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine sind.

Gefährliche Interpretation

Die Aussage, dass der Riss am Rahmen des Kalkhoffs zum Rahmentotalschaden führt, ist unserer Meinung nach in Ordnung. Je nach Garantieversprechen ist dies allerdings nur eine Reklamation. Der Rahmen ist aber im Bereich des Sitzrohres gerissen, und das führt erfahrungsgemäß typischerweise nicht zu sicherheitsrelevantem Ungemach. Warum also so gravierend abwerten?

Und der i-Punkt: Während ein so für die Sicherheit nahezu vernachlässigbarer Rahmenbruch erneut hochgehängt wird, werden Risse in den Sattelstützen kleingeschrieben. Wie unsere Erfahrung aus vielen Tausend Gutachten bei Fahrradunfällen gezeigt hat, gehören aber nicht umsonst Brüche der Sattelstütze zu den gefährlichsten Schadensereignissen überhaupt.

Fazit: Der Stiftung Warentest fehlt es unserer Ansicht nach an Sachkenntnis und daher an der Fähigkeit, Schäden praxisrelevant einzuordnen.

Bauteil von Bosch

Die beanstandete Akkuhalterung am Pedelec von Stevens ist dem Anschein nach ein Bauteil von Bosch. Dieses Bauteil ist mutmaßlich an allen Pedelecs, die dieses Bosch-Antriebssystem verwenden, montiert. Da die Halterungen bei den anderen Bosch-Antrieben das Gehoppel auf dem Rollenprüfstand überstanden haben, kann es aber kein Systemfehler sein. Also müsste hier Serienstreuung ursächlich sein. Folglich könnte die nächste schwache Halterung, z.B. an den gut benoteten Pedelecs von Pegasus und Kreidler oder den befriedigenden von Batavus und Sinus, montiert sein. Daher gibt es unserer Meinung nach nur zwei korrekte Herangehensweisen der Bewertung: Entweder müssen alle sechs Pedelecs mit Bosch –Heckträgerakku abgewertet werden oder das Stevens darf nicht abgewertet und so in Misskredit gebracht werden.

Fazit: Die Stiftung Warentest scheint nach unserem Dafürhalten nicht in der Lage, aufgetretene Defekte zu hinterfragen und sauber einzuordnen. Sie nimmt dadurch billigend in Kauf, dass einzelne Hersteller einen wirtschaftlichen Schaden erhalten. Im Ergebnis hat die Stiftung Warentest meiner Meinung nach erneut bewiesen, dass sie das Marktgefüge nicht ausreichend berücksichtigt, sich auf Prüfinstitute und Testpartner verlässt, die entweder keine reproduzierbaren Testmethoden anwenden, oder sich schwer tun, Testergebnisse korrekt zu interpretieren und in den richtigen Kontext zu setzen. Seit Jahren führt das zu stark verzerrten Testergebnissen. Solches Vorgehen schadet den Herstellern, verunsichert die Fahrer unnötig und ist für das Fahrrad als zukunftsweisender, nachhaltiger Beitrag zur Mobilität alles andere als zielführend.

Autor: Dirk Zedler

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