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test 06/2020
Lesedauer 2:45 Minuten

„Eine Vollbremsung muss man üben“

Von den 2019 tödlich verunglückten Radfahrern waren rund 20 Prozent auf Pedelecs unterwegs. Dabei sind nur gut 7 Prozent der Fahrräder in Deutschland Elektroräder. Wir haben zwei Experten gefragt, warum das so ist und wie man sich schützen kann.

Herr Dr. Hell, der Anteil verunglückter Radfahrer ist bei Pedelecs höher als bei normalen Rädern. Sind sie also gefährlicher?
Dr. Wolfram Hell: Ja, es sieht so aus. Eine Auswertung der Unfalldaten aus Deutschland hat gezeigt, dass das Sterberisiko auf einem Pedelec auch unter Berücksichtigung der oft höheren Fahrleistung signifikant höher ist als auf einem Fahrrad. Das gilt auch für Verletzungen, wie eine Schweizer Studie festgestellt hat. Sie ordnet das Verletzungsrisiko mit einem E-Bike eher dem eines Motorrads als eines Fahrrads zu.

Pedelec-Fahrer sind tendenziell älter. Welchen Einfluss hat das?
Hell: Das Verletzungsrisiko ist bei Menschen über 60 vier Mal höher als bei 20-Jährigen, vor allem für schwere Frakturen des Oberschenkelhalses, der Speiche im Bereich des Handgelenks oder der Rippen. Die Pedelec-Zielgruppe muss daher besonders an ihre Sicherheit denken.

Als Sicherheitsmaßnahme wird oft eine Helmpflicht für Pedelecs diskutiert. Ist das medizinisch sinnvoll?
Hell: Absolut. Ein Helm ist allerdings für alle Menschen ab 45 Jahren ganz besonders sinnvoll, egal, ob sie Rad oder Pedelec fahren. lm Alter sind Gefäße im Gehirn weniger elastisch, hinzu kommen oft blutverdünnende Medikamente. Beides erhöht beim Sturz das Risiko schwerer Hirnverletzungen. Dennoch tragen gerade mal 10 Prozent der über 60-jährigen Frauen und 17 Prozent der Männer einen Helm. In Schweden wird ungefähr die Hälfte der schweren Kopfverletzungen verhindert, weil 70 Prozent der Radelnden freiwillig Helm tragen.

Welche körperlichen Voraussetzungen sollten Pedelec-Fahrer erfüllen?
Hell: Drehbarkeit des Kopfes sowie gutes Hör- und Sehvermögen - und natürlich die Fähigkeit, in kritischen Situationen schnell zu reagieren. Muss jemand den Führerschein abgeben, weil er das nicht mehr kann, und steigt dann aufs Pedelec um, ist das der falsche Schritt.

Herr Zedler, Sie untersuchen Unfälle mit Fahrrädern. Ist manchmal auch das Pedelec selbst Ursache?
Dirk Zedler: Das kommt nur selten vor. Manchmal kommt es zum Sturz, weil der Motor nachläuft oder weil das Pedelec beim Berühren der Pedale im Stand einen Satz nach vorne macht. Das passiert manchmal bei sehr preiswerten Pedelecs.

Die Motoren helfen bis 25 km/h mit. Ist das für manche zu viel?
Zedler: Nicht die Geschwindigkeit, sondern die immer höheren Drehmomente der Motoren schaffen Gefahrenpotenzial. Sie führen zu extremen Beschleunigungen, mit denen die Pedelecs auf den ersten Metern locker ein Auto abhängen. Solche Motoren waren für E-Mountainbikes gedacht, sind nun aber auch in Tiefeinsteigern zu finden. Für Menschen, die nicht ganz fit sind oder sich mit einem Pedelec ans Radfahren wagen, ist das ungewohnt und gefährlich. Für sie wäre ein schwächerer Antrieb besser.

Aber man kann ja noch bremsen.
Zedler: Tatsächlich können das sehr viele Radfahrer nicht. Vorder- und Hinterradbremse bedienen, Po nach hinten, vorne das Körpergewicht abstützen, sicher stehen - und das blitzschnell, aber nicht in Panik. Dieser komplexe Bewegungsablauf bedarf Übung. Tatsächlich üben nur wenige mit ihrem Rad eine Vollbremsung.

Wie übt man kritische Situationen mit seinem Pedelec am besten?
Zedler: Optimal sind Fahrsicherheitstrainings, bei denen Gefahrensituationen unter Anleitung geübt werden. Die gibts speziell für Pedelecs. Es hilft aber auch schon, sich selbst langsam an die Vollbremsung ranzutasten und zu schauen, wie das Rad reagiert. Gute Übungen sind auch, ganz langsam zu fahren oder möglichst enge Achten um zwei Flaschen. Und das dann mal mit richtig schweren Packtaschen am Gepäckträger wiederholen. Das geht auf jedem Parkplatz, macht den Umgang mit dem Pedelec spielerischer - und so oft auch sicherer.

Dr. Wolfram Hell erforscht an der LMU München schwere und tödliche Verkehrsunfälle.
Dirk Zedler untersucht als Sachverständiger für Fahrräder und Pedelecs technische Unfallursachen.

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