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We also speak regularly in independent expert presentations about all areas of bicycle technology and the bicycle market. In addition, we are quoted by further special-interest magazines of the industry and the trade as well as increasingly by radio and television in their media reports, which shows us that we are spot on with our advice. The section "News" informs you about the latest news from our specialist areas. The reports and publications of this section are listed chronologically or according to areas of interest.

TOUR 03/2008
Lesedauer 3:00 Minuten

Streicheleinheiten

Felgen aus Carbon erfordern spezielle Bremsbeläge. Auf der Straße und im Labor mussten sieben Typen beweisen ob sie ordentlich verzögern oder ob sie die Felgen nur zart streicheln

Sie sind ein Synonym für Schnelligkeit: Carbonlaufräder. Die aggressive Optik, der satte Sound beim Treten, die neidischen Blicke der Vereinskollegen... ganz entziehen kann sich der Faszination der glänzenden Faser-Rundlinge wohl kein Rennrad-Fahrer. Oft hält die Euphorie jedoch nur bis zum ersten Bremsmanöver. "Ich bin schon zwei Mal neben der Straße gelandet und hatte noch mehrere andere brenzlige Situationen", gibt Jürgen Falke, Produktmanager bei Fahrradgigant Merida, offen zu. "Das kannte ich gar nicht mehr. Das letzte Mal ist mir das in den 80er Jahren mit Campas Deltabremse auf hart anodisierten Alufelgen passiert - und da hats geregnet." Seitdem hat sich bei Alufelgen-Bremsen einiges getan: Steife Bremskörper mit wenig Lagerspiel, winkelverstellbare Bremsbelagshalter, optimierte Belagsmischungen, weiche Aluminiumlegierungen, vor allem aber nach dem Biegen und Zusammenfügen des Felgenprofils überdrehte Bremsflächen haben die Bremsanlagen auf ein ganz neues Niveau angehoben. Die Entwickler von Carbonlaufrädern scheinen sich dagegen bisher mehr Gedanken zur Optik als zu den Bremseigenschaften gemacht zu haben.

Denn montiert man statt der Alufelgen solche aus Carbon, verwandeln sich ein und die selben Bremsbeläge vom braven Diener zum zickigen Faulpelz. Nicht selten packen die Bremsen dann kaum noch zu, kreischen aber umso lauter. Sie sprechen ungleichmäßig an, lassen sich nur mäßig zu dosieren sind und verschleißen rasend schnell.

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Sechs Hersteller von Bremsbelägen für Carbonfelgen schickten Ihre Produkte zum TOUR-Test. Teilweise handelt es sich um generelle Nachrüstbeläge für Carbonfelgen, andere waren für bestimmte Felgentypen vorgesehen sind, so z.B. bei Campagnolo. Die Italiener haben sogar zwei unterschiedliche Belagstypen für die hauseigenen Schlauchreifen- und die Drahtreifen-Laufräder aufgelegt. Mit im Testfeld, der jahrelange Liebling der Radprofis; Corimas Korkbeläge. Diese haben nicht nur zum synonym Korkbeläge für Carbonbeläge geführt, sondern waren einem größeren Publikum bekannt geworden, als diese im Laufe einer Tour de France Alpenetappe an Jan Ullrichs Rad soweit verschlissen, dass dieser das Rad wechseln musste - und die Etappe verlor.

Der Test in Praxis und Labor

Kombiniert haben wir die Beläge mit unterschiedlichen Felgen sowohl über tausende Kilometer auf der Straße, als auch auf der Prüfmaschine im Labor. Die Fahrtests sollten Auskunft geben über die Dosierbarkeit, die Geräuschentwicklung, den Verschleiß und die Bremskräfte, die die Beläge aufbauen. Um es kurz zu machen, im Vergleich zu Bremsen auf Aluminium bremst auch die aktuelle Generation der Spezialbeläge auf allen Testfelgen eher mäßig. Weder die Dosierbarkeit noch die Bremsleistung hält einem ernsten Vergleich stand. Die Erlebnisse auf Carbon waren so vielfältig, dass es keinen wirkliche Kaufempfehlung geben kann. Funktionierte ein Belag auf einer Felge gut, nervte nicht durch quietschen und hielt auch einige hundert Kilometer, konnte es auf einer anderen Felge schon wieder ganz anders aussehen.

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Der Vergleich der Ergebnisse zeigt schön die gefühlte Vielfalt. Manche Beläge können auf einer Felge akzeptabel sein, auf einer anderen dagegen katastrophal. Einen Gewinner kann es auch hier nicht geben, keine Belags-Felgenpaarung erreicht auch nur annähernd die Leistungsfähigkeit gängiger Aluminiumfelgen. Im Klartext bedeutet dies: Muss der Radsportler wirklich einmal ernsthaft bremsen, ist der Bremsweg ungefähr doppelt so lang. 

Noch dramatischer ist die Lage, wenn Wasser ins Spiel kommt. Der erste Griff in den Bremshebel bringt fast Null-Verzögerung. Zwingend erhöht man die Handkraft, was dazu führt dass der Belag sich irgendwann den Weg durch den Wasserfilm geschaffen hat. Oft ist dann ein Ruck das Resultat, der bei aggressiv zupackenden Paarungen das Rad blockiert.

Text: Dirk Zedler

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