Velobiz: Herr Zedler, ist es ratsam und sicher, beschädigte Carbonteile am Fahrrad zu reparieren?
Aus ökologischen Gründen ist es ratsam, Carbon zu reparieren. Ökonomisch macht dies allerdings typischerweise nur bei Rahmen Sinn. Von anderen Bauteilen, wie Lenker, Vorbau, Gabel, Sattelstützen, Sätteln und Kurbeln, rate ich aber auch aus Sicherheitsgründen ab. Diese sind nicht redundant und daher deutlich sensibler. Ein Neukauf ist da die bessere Wahl.
Velobiz: Was sollten Werkstätten tun, wenn Kunden mit angeschlagenen Carbonrahmen zu ihnen kommen?
Nach einem Unfall rate ich immer zum Ersatz der exponierten Bauteile, in die erkennbar Kraft geflossen ist. Rahmen sind heute in der Regel sehr resistent, sofern nicht punktuelle Kraft eingeflossen ist. Auch der gefürchtete „sudden death“, ein Begriff aus der Luft- und Raumfahrt, der beschreibt, dass ein Bauteil plötzlich und vollständig seine Strukturgestalt verliert, ist heute kein Thema mehr. Das wissen wir aus sehr vielen Gutachten bei Unfällen, aber auch aus unserem Prüflabor.
Nach Zwischenfällen kann man Rahmen prüfen, um sicherzugehen, dass die Struktur keinen Schaden genommen hat. Bei den Analyseverfahren lmpuls-Thermographie, aber auch der üblichen Computer-Tomographie, kann man Schäden kaum zuverlässig detektieren. Bei Prüfungen gilt wie bei Reparaturen, dass handwerkliche Verfahren den maschinellen überlegen sind. Statische Prüfungen mit verschiedenen Lastfällen mit Geräusch- und Rissprüfung unter Kraft und ein Abgleich mit bekannten technischen Daten zurückliegender Messungen mit dem Rahmentyp liefern die besten Ergebnisse. Das haben wir 1998 erstmals so durchgeführt und heute, gut 20 Jahre später, rollen von uns damals frei geprüfte Rahmen immer noch.
Velobiz: Es gibt einige Spezialisten für die Carbonreparatur. Woher wissen Hersteller und Händler, dass sie diesen Anbietern vertrauen können?
Bei Rahmen sind wir sehr entspannt. Die Haltbarkeit von Carbonreparaturen haben wir bereits 2010 umfassend geprüft und im Radmagazin Tour veröffentlicht und bei Branchenkongressen zur Diskussion gestellt. Bis heute ist uns auch noch nichts zu Ohren gekommen, dass ein repariertes Bauteil danach versagt hat. So wie wir die Lage sehen, ist nicht die handwerkliche Ausführung der wenigen spezialisierten Betriebe das Auswahlkriterium, sondern die Reparaturdauer und die Kosten.