Diese zu umreißen, war Aufgabe eines Workshops des Deutschen Verbands für Materialforschung (DVM). Der Workshop fand in Darmstadt beim dort ansässigen Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit statt.
Der Sachverständige Dirk Zedler wird durch seine Gutachtertätigkeit laufend mit realen Schadensfällen konfrontiert und hat daraus ein Bild gewonnen, welche Produktgruppen besonders häufig zu Schäden beitragen. Dabei beschäftigt sich Zedler nicht nur mit Schäden, bei denen sich Menschen verletzen, sondern auch mit Bagatellfällen, die trotzdem höhere Schadenssummen auslösen können. Hierzu gehört beispielsweise, wenn ein Akku asymmetrisch angebracht wird und der Ständer das Manko nicht ausgleicht. Dann fällt das Fahrrad um und das Akkugehäuse bekommt Schrammen.
Werden Akkus an gewöhnlichen Flaschenhalterösen befestigt, können sie ausreißen und der Akku geht zu Boden. Die Schraube zur Befestigung des Sattels ist oft nur auf Druck, nicht aber auf Zug belastbar. Hebt nun der Nutzer sein E-Rad am Sattel an, um es in den Keller zu tragen, hängt das schwere Rad nur am Sattel – und dieser kann abreißen
Zedler würde aber auch gerne wissen, was ein Crashtest bei Akkus ergeben würde. An Kollisionen zwischen Auto und Elektrorad muss man immer denken. Der Tank eines Autos ist ja auch geschützt angebracht.
Generell fahren Elektroräder schneller und wiegen mehr; zudem werden sie auch von ungeübten Fahrern auf Bergstrecken genutzt. Das ergibt höhere Betriebslasten, es wird auch mehr gebremst. Ermüdungsbrüche werden wahrscheinlicher. Auch Zedler mahnt zur Vorsicht bei Tiefeinsteigern sowie Löchern und Schrauben im Rahmen. Zudem ist er kein Freund von Frontmotoren. Anderseits versagen bei Mittelmotoren eher die Ketten. Sie müssen richtig vernietet sein – bei Umrüstung Aufgabe einer Werkstatt. Einige häufig verbaute Komponenten sind aus Zedlers Sicht schon an normalen Trekkingrädern an der Grenze ihrer Belastbarkeit und sollten an E-Rädern gemieden werden. Er empfiehlt, Erkenntnisse über Belastungen an Profirennrädern und Mountainbikes zu nutzen, um Komponenten für E-Räder sicher auszulegen – auch bei der Rahmensteifigkeit.
Die Motorsteuerung muss so ausgelegt sein, dass das Fahrrad nicht schon unter dem aufsteigenden Menschen losfährt. Zedler bezieht sich auf die Gewohnheit auch älterer Menschen, beim Aufsteigen schon mal einen Fuß aufs Pedal zu setzen. Auch sind Fahrer schon in Kurven gestürzt, wenn der Motor noch nachschob, als der Fahrer nicht mehr pedallierte.
Als absolutes "No-go" bezeichnet Zedler schnelle Pedelecs ohne Federung: "Fahren Sie mal mit 50 Sachen über einen Kanaldeckel". Das wirkt sich viel schlimmer aus als beim Rennrad, weil größere ungefederte Massen im Spiel sind.
Auch im Verkehrsgeschehen sieht Zedler Gefahren. Viele Fußgänger überqueren "nach Gehör" die Straße. Und die Geschwindigkeit von E-Rädern wird unterschätzt. Das Tagfahrlicht kann deshalb die Wahrnehmung verbessern.