Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch die Eurobike Show Daily, Messezeitschrift der jährlich stattfindenden Eurobike Show, gibt uns seit vielen Jahren die Möglichkeit, unsere Sicht auf wichtige Entwicklungen in der Fahrradbranche in ganzseitigen Artikeln auszuführen.

Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

SAZbike 22/2021
Lesedauer 2:00 Minuten

Noch kein Konsens beim Recyceln

Pedelec-Akkus werden bisher kaum repariert. Ein Unternehmer aus Sachsen möchte dies ändern, die Akkuhersteller warnen jedoch vor Risiken.

Hundert Pedelecs sind ein Auto. Zumindest aus der Perspektive des Batterie-Recyclings kann man das so rechnen, und zwar über die Akkukapazität: Zwei Millionen verkaufte Pedelec-Akkus in 2020 mit je etwa 400 Wattstunden entsprechen etwa 800.000 Kilowattstunden, was wiederum etwa 20.000 Elektroautos entspricht. Wohin damit, wenn die Kundinnen und Kunden diese Akkus zurückgeben, weil die Kapazität und damit die Reichweite des E-Bikes zu stark nachlässt? Das einfachste ist die Rückgabe im Fachhandel. Dieser ist gesetzlich zur kostenlosen Rücknahme verpflichtet, wenn die Verkaufsfläche für Pedelecs mindestens 400 Quadratmeter beträgt. Im Gegensatz zu fast jedem anderen Teil werden Akkus aber nicht durch Fachhändler repariert. Das hat Sicherheitsgründe: Akkus mit einer Kapazität von mehr als 100 Wattstunden sind Gefahrgut. Eine Reparatur muss von speziell geschulten Experten durchgeführt werden, sonst droht Brandgefahr. Seriöse Akkuhersteller betreiben also enormen Aufwand für die Sicherheit. Sie entwickeln mechanischen Schutz gegen Stöße und Stürze oder den Aufprall eines losen Akkus auf den Boden sowie gegen eindringende Feuchtigkeit bei Regen.

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EU plant mehr Batterie-Recycling

Nach Darstellung der Sachsen nutzen etwa 500 Fahrradhändler den Liofit-Service. Auch erste Elektroroller-Hersteller wenden sich an das Unternehmen, Fahrradhersteller machen dies noch nicht. Das könnte sich aber irgendwann ändern, weil die Welt einerseits immer mehr Akkus fordert, etwa für die Elektromobilität und im Haushalt, und die Europäische Union andererseits das Klima schützen will. Das geht nicht, solange Akku-Recycling aus lodernden Hochöfen besteht.

Darum hat die EU im Dezember 2020 eine Erklärung veröffentlicht, das „Proposal for a Regulation of the European Parliament concerning batteries“. Davon erwartet sich Günther viel: „Wir hoffen auf die neue EU-Batterie-Richtlinie, die weitere Anreize zur Reparatur setzen soll. Damit wird es schwieriger, den Akku wie üblich thermisch zu recyceln, ein mechanisches Recycling wird erforderlich. Auch soll ermöglicht werden, Akkus, die bereits Abfall sind, zu reparieren und wiederzuverwerten. Das eröffnet neue Geschäftsfelder.“

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Wie auch immer es weitergeht, an einem haben alle ein Interesse: Die hohe Nachfrage einerseits und der Umweltschutz andererseits dürfen nicht zu Mühlsteinen werden, zwischen denen die Sicherheit zerrieben wird. Wie also kann man Akkus umweltverträglich nutzen, ohne dass deren Hersteller ein Sicherheitsrisiko sehen?

Dirk Zedler, öffentlich vereidigter Fahrrad- und E-Bike-Sachverständiger sowie Geschäftsführer des Zedler Instituts in Ludwigsburg, erklärt: „In Anbetracht des Risikos habe ich für Hersteller Verständnis und finde es auch richtig, dass sie Reparaturen durch Drittanbieter derzeit noch rigoros ablehnen. Unter Umweltgedanken ist eine Nichtreparaturfähigkeit jedoch unsäglich.“ Auf der anderen Seite hält der Experte gerade diesen engagierten Herstellern zu Gute, dass deren Akkus besonders lange halten.

Zedler schlägt mehrere Maßnahmen vor: Akkus sollten länger genutzt werden, so könnten ausgemusterte Pedelec-Akkus für Anwendungen mit geringerer Stromentnahme genutzt werden, etwa für Beleuchtung. „Da aber aktuell eine derartige Vielfalt an Akkuformen am Markt ist, gibt es keine Möglichkeit, den Pedelec-Akkus eine Nachnutzung zu ermöglichen. Das Thema ,Second Life' könnte der Gesetzgeber aufgreifen", so Zedler.

Die Reparatur von Premiumakkus könnte der Gesetzgeber fördern, indem er eine zeitliche oder kapazitätsbedingte Nutzbarkeit vorschreibt. „Dann können sich Hersteller überlegen, ob sie die Akkus so gut bauen, dass sie so lange halten, oder eben eine Reparaturstrategie entwickeln, egal ob mit oder ohne Dritte“, schlägt der Sicherheitsexperte vor.

Die Grenzen des Möglichen verortet Zedler in der Zellchemie: Irgendwann wird aufgrund dieser jede Zelle am Ende sein, das sind Naturgesetze. Das ließe sich durch besseres Recycling auffangen, hier wäre Forschung nötig. Oder durch grundlegend neue Batterietechnologien, die vielleicht irgendwann ohne das umstrittene Lithium auskommen. „Gerade da auch die Gewinnung der Rohstoffe der Akkuzellen aktuell auf teils fragwürdigen Geschäftsmodellen basiert“, so Zedler.

Autor: Tillmann Lambert

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