Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch die Eurobike Show Daily, Messezeitschrift der jährlich stattfindenden Eurobike Show, gibt uns seit vielen Jahren die Möglichkeit, unsere Sicht auf wichtige Entwicklungen in der Fahrradbranche in ganzseitigen Artikeln auszuführen.

Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

Tagesspiegel-Background, 23.08.2022
Lesedauer: 6:20 Minuten

Dirk Zedler – Geschäftsführer des Instituts für Fahrradtechnik und Sicherheit

Der Vater von Dirk Zedler hatte eine Kfz-Werkstatt. Das hat den Sohn nicht davon abgehalten, eine Leidenschaft für Zweiräder zu entwickeln. Zedler hat in Ludwigsburg das Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit gegründet und führt dieses als Geschäftsführer.

Heute ist Dirk Zedler schon morgens um halb sechs im Labor. Das macht er gerne: mit dem Rennrad zur ersten Frühschicht. Gemeinsam mit dem Prüftechniker Rainer Aisenpreis will er neue Fahrradmodelle testen, die aus den USA kommen, aus Kanada und auch aus China. Unternehmen weltweit verlassen sich auf die Prüfergebnisse des Institutes für Fahrradtechnik und -Sicherheit in Ludwigsburg, das Zedler gegründet hat und dessen Geschäftsführer er heute ist.
 
Mit 13 Jahren ist Dirk Zedler noch nicht aufs Fahrrad gekommen. Er arbeitet in der Werkstatt seines Vaters, stellt die Ventile von Automotoren ein. Der private Pkw ist damals das Maß aller Dinge, und es nervt den heute 59-jährigen früh. Also schwingt er sich mit 18 Jahren lieber auf sein eigenes Rennrad anstatt ins Auto. Er hat auf die Kfz-Werkstatt seines Vaters zwar weiter „unbegrenzten Zugriff“, erzählt Zedler, zum Studienbeginn zwei Jahre später ist er aber dann „maximal zum Fahrrad konvertiert“.
 

Der Professor auf dem Fahrrad

Es ist Mitte der 80er Jahre, Dirk Zedler hat sich in Karlsruhe für Maschinenbau eingeschrieben. Das erscheint ihm logisch, schließlich hat er jahrelang im Betrieb seines Vaters mitgearbeitet. Und er bringt umfassendes Know-how mit. Zudem ist das Auto allgegenwärtig, aus seinem Heimatort Albstadt bei Stuttgart kennt er es nicht anders.
 
Bald aber folgt der Schlüsselmoment, der seinen Fokus endgültig auf das Fahrrad lenk: Ein Mann in Anzug und Krawatte radelt an ihm vorbei und schließt sein Fahrrad vor der Universität ab. Nie zuvor hat er einen Professor, noch dazu schick angezogen, auf einem Fahrrad gesehen. Zwei Räder erscheinen Zedler mit einem Mal ein adäquater Ersatz für vier zu sein. Zedler kann das Rad zwar nicht neu erfinden. Doch ihm ist schnell klar, dass sich besonders in der Fahrrad- und Fahrsicherheit viel verbessern lässt.
 
Mountainbikes überschwemmen Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre auch den deutschen Markt. Immer mehr Leute fahren Fahrrad. „Dementsprechend viel ging zu Bruch“, erinnert sich Zedler. „Und das lag vor allem an mangelnden Prüfungen und schlechter Verarbeitung.“
 

Berufsstart als selbstständiger Fahrradgutachter

1993 fängt Dirk Zedler an, als selbstständiger Fahrradgutachter zu arbeiten, er prüft und bewertet Fahrradunfälle, die vor Gericht landen. Mit dem Einkommen finanziert er die ersten Fahrsicherheitsprojekte und gibt Bedienungsanleitungen heraus, die Fahrradtechnik für alle verständlich machen sollen und gleichzeitig einfache Tipps mitliefern.
 
In den ersten Jahren hat er nur wenig Erfolg. Er will schon alles hinschmeißen, auch, weil das Thema Sicherheit für Fahrradhersteller damals kaum eine Rolle spielt. Neue Schaltungen, Designs oder raffinierte Federungen stehen eher um Fokus der Ingenieure. Seine Eltern glauben jedoch an seine Idee und unterstützen ihn, damit er weiter Prüfmaschinen und Bedienungsanleitungen entwickeln kann. „Ich wollte unbedingt Lösungen für die Dinge finden, die schieflaufen“, sagt Dirk Zedler heute.
 
2001 stellt er den ersten Mitarbeiter ein. Zedler hat sich in der Branche inzwischen einen Namen gemacht und ist regelmäßig mit Prüfergebnissen im Rennrad-Magazin „Tour“ zu finden. Es folgen Sachbücher wie „Die Rennwerkstatt“ oder „Das Rennrad im Selbstaufbau“, Zedler wird als Ratgeber immer gefragter. Private Kunden wollen mehr über Wartung und Ausrüstung wissen, sein Prüflabor entwickelt sich zur ersten Adresse für Fahrradsicherheit. Das Thema ist in der Branche angekommen, nicht zuletzt dank Zedler.
 
„Fasst man heute einen Fahrradlenker an, kann man davon ausgehen, dass im Hintergrund etwas von uns gelaufen ist“, sagt Zedler. Die Ludwigsburger prüfen alles von der Klingel bis zum Rahmen, schreiben Bedienungsanleitungen sowie Gutachten und schulen Verkäufer von Fahrradläden oder interessierte Laien. Es ist dieser ganzheitliche Ansatz, der die Zedler-Gruppe weltweit einzigartig macht, findet ihr Gründer. Das spiegelt sich auch in den Prüfverfahren wider. Zedler und seine Kollegen haben eigene Kriterien entwickelt, zum Beispiel für E-Bikes, die seit dem Jahr 2010 boomen. Das Mindest-Sicherheitslevel von Pedelecs lag lange bei maximal 90 Kilogramm Körpergewicht. Zedlers Institut testet bis zu 180 Kilo. „Schließlich ist knapp die Hälfte aller Fahrer schwerer als die Norm erlaubt“, sagt Zedler.
 

Die Coronazeit führte zu einem Boom

In den vergangenen 15 Jahren ist die Zedler-Gruppe nach eigenen Angaben um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr gewachsen, gewinnt ein bis zwei neue Fahrradhersteller im Monat mit unterschiedlichen Aufträgen hinzu. 2020 war besonders erfolgreich, sagt der Gründer. Er hat allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Bonus ausgezahlt. Inzwischen warten Hersteller, Unternehmer und Privatkunden weltweit auf seine neusten Prüfergebnisse.
 
Die Zedler-Gruppe selbst betreibt ihr Gebäude klimaneutral, ist zum Landesumweltsieger 2021 in Baden-Württemberg gekürt worden und will ihr Engagement für Fahrrad und Umwelt unbedingt weitertragen. Das Institut besitzt zwei Dienst-Lastenräder, damit die 27 Mitarbeiter möglichst selten aufs Auto umsatteln müssen. Zedlers Truppe kämpft außerdem für die Gleichstellung von Rad und Auto im Straßenverkehr. Denn er findet, dass Fahrräder mehr Platz brauchen, damit auch der Umwelt zuliebe mehr Menschen das Auto stehen lassen. Das Fahrrad, es lässt Dirk Zedler nicht mehr los - auch nicht privat. Im vergangenen Jahr, schätzt er, ist er 8000 Kilometer geradelt.
 

Vier Fragen an Dirk Zedler:

1.Welches Auto kaufen sie als nächstes?
Gute Frage, da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Sowohl in der Firma als auch privat fahren wir sehr wenig Auto. Die vergangenen zehn Jahre im Schnitt nur etwas über 16.000 Kilometer. Privat- und Dienstfahrten der gesamten Firma, mit knapp 30 Mitarbeitenden, zusammengerechnet. Da wir, wenn wir fahren, einen Transporter mit Reichweite brauchen, bietet der Markt derzeit wenig bis nichts mit Elektro. Daher nutzen wir die bestehenden beiden VW Transporter sicher noch einige Jahre.
 
2. Wie halten Sie es mit dem Fliegen?
Wenig Autokilometer, wenig Flugkilometer…In den vergangenen Jahren sind wir wegen der Firma nicht ins Flugzeug gestiegen. Vielmehr genießen wir Bahnfahren und nutzen die Bahncard. Mit etwas Disziplin ist die Reise mit der Bahn produktive Zeit. Zum Beispiel kann man von Stuttgart nach Berlin gut fünf Stunden konzentriert arbeiten.
 
3. Wer gibt in der Mobilitätbranche das Tempo vor?
Am lautesten ist sicher die Automobilbranche. Dank Hunderter Lobbyisten allein in Berlin prägen diese die Wahrnehmung, obwohl deren Lösungen weder den Stau beseitigen, den Feinstaub merklich reduzieren, noch Parkplätze und damit Verkehrsraum frei machen. Im Ergebnis muss ein guter Mix der verschiedenen Mobilitätsformen für lebenswertere Städte her. Ich hoffe, dass Bahn, ÖPNV, Fahrrad und Fuß mehr gemeinsame Sache machen, um den Ton und damit das Tempo anzugeben.
 
4. Wo würden Sie gern das Rad neu erfinden?
Das Fahrrad ist so vielfältig und innovativ, dass es derzeit nicht neu erfunden werden muss. Ver-besserungspotential gibt es in der Anwendung beziehungsweise den Möglichkeiten, das Rad sicher und bequem zu nutzen. Das „Rad neu erfinden“ würde ich gerne bei der unkomplizierten Neu- und Umverteilung der Verkehrs- und Parkflächen.
 
Autor: Maurice Mommer
Foto: Bernd Lammel

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