Regelmäßige Fahrradmagazinleser kennen es, das Zedler-Institut in Ludwigsburg. Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit, das vor über 20 Jahren gegründet wurde. Alle anderen Interessierten sollten es kennen lernen, denn es ist eine einzigartige Sache in der Fahrradwelt.
Wenn sich jemand mit dem Fahrrad auskennt, dann Dirk Zedler und seine mittlerweile 18 Mitarbeiter. Und zwar in allen Bereichen, nicht nur in der Technik. Aber da besonders.
Keine Carbongabel, keine Sattelstütze, die nicht bis zum Brechen maltretiert wird, kein neues Fahrradmodell, das nicht komplett zerlegt wird. Sichere und benutzerfreundliche Fahrräder, Pedelecs und Bauteile, wissenschaftlich geprüft, sind Aufgabe und Ziel des Zedlerteams. Nicht nur durch die Entwicklung immer besserer Prüfsysteme, sondern speziell auch durch publizistische Arbeit in den führenden deutschen Fahrradmagazinen.
Gerade im boomenden Bereich E-Bike und Pedelec besteht zum Teil große Unklarheit, was die Sicherheit dieser immer weiter verbreiteten Fahrzeuge angeht. Hier hat das Zedler-Institut umfangreiche Untersuchungen zur Fahrstabilität durchgeführt, die man auf der Homepage nachlesen kann. Dort finden sich auch viele Berichte zu anderen Fahrradthemen.
Doch darüber hinaus gibt es noch andere Geschäftsfelder, die dem Produkt Fahrrad zu mehr Sicherheit, Objektivität, Vergleichbarkeit und auch Professionalität verhelfen.
Neben der Entwicklung von Prüfsystemen ist die Erstellung von Gutachten und Schadensanalysen für den staatlich vereidigten Sachverständigen ein wichtiger Bereich. Für Hersteller und Privatpersonen ebenso, wie für Gerichte und Versicherer in den Feldern Unfall, Diebstahl und Materialversagen.
Erkenntnisse aus gut 800 Gutachten jährlich fließen in die Entwicklung der Prüfmethoden, finden sich in den Tests der Fahrradmagazine wieder und werden in Vorträgen auf Kongressen präsentiert.
Dann gibt es da noch den wichtigen Bereich der Bedienungsanleitungen, die für alle Fahrradarten EN- und ISO-konform entwickelt, erstellt und produziert werden. In mehr als 30 Sprachen und regelmäßig als Testsieger ausgezeichnet.
Dass die Firma noch dazu mit Preisen für Umwelt- und Sozialengagement ausgezeichnet wurde, ergibt sich aus der Philosophie und dem Geist, die dort herrschen. So erhielt man den "Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in Baden Württemberg" und eine Nominierung für den "Umweltpreis für Unternehmen in Baden Württemberg". Die Zedlers nutzen z.B. die Abwärme der Kompressoren zum Betrieb der Prüfstände, mit einem selbst konstruierten Wärmetauscher, zur Beheizung des Firmengebäudes.
Das soziale Engagement zeigt sich beispielhaft an einer Bildungspartnerschaft mit drei Marbacher Schulen, in der ein Fahrradmechaniker-Meister regelmäßig Schülern die Grundlagen der Fahrradtechnik vermittelt. Dafür wurde dort extra eine komplette Fahrradwerkstatt eingerichtet.
Unnötig zu betonen, dass die Mitarbeiter sich in diesem Klima mehr als wohl fühlen und im Zedler-Institut sicher einen der schönsten Arbeitsplätze in Ludwigsburg gefunden haben. Die meisten kommen, wie es sich gehört, mit dem Fahrrad zur Arbeit und tragen so dazu bei, die Stadt lebenswerter zu machen.
Auch für die nächste Zukunft stehen große Pläne an. Ein Umzug in ein neu zu errichtendes Energie-Plus-Gebäude mit mehr Platz und zukunftsweisender Prüf- und Laborsituation soll bis 2017 abgeschlossen sein. Da übrigens jährt sich der 200. Geburtstag des Fahrrads. 1817 fuhr der Freiherr von Drais zum ersten Mal, auf der nach ihm benannten Draisine durch Mannheim. Und dazu passend wird das neue Fahrradzentrum ein Museum beherbergen, mit einer der größten und bedeutendsten Sammlungen für historische Fahrräder in Europa. Von einer Draisine über Hochräder bis hin zu den modernsten Carbonrennern, alles wird dort zu bewundern sein.
So kommt die doch sehr autofreundliche Stadt Ludwigsburg, völlig unverdient, zu einem der schönsten Fahrradmuseen Deutschlands.
Autor: Jürgen Isendyck