Die Eisschicht zwischen Zivilisation und Steinzeit ist dünn. Verdammt dünn, wie Dirk Zedler, TOUR-Mitarbeiter und vereidigter Fahrrad-Sachverständiger, aus seiner Praxis bei Gericht berichten kann: "Ich habe in den vergangenen Jahren mehrere Fälle begleitet, wo aus einer Lappalie schwerste Verletzungen entstanden sind, weil Autofahrer ausgeflippt sind", erzählt Zedler. Einer habe eine ganze Gruppe Rennradler durch eine Vollbremsung absichtlich in sein Auto knallen lassen, weil er einen Stinkefinger gesehen hat. "Ein anderer hat sich nach einer Rangelei wegen eines nicht benutzten Radwegs in sein Auto gesetzt und den Radfahrer von hinten überrollt. Da passieren die unglaublichsten Sachen!"
Was Zedler bei solchen Einzelfällen erlebt, könnte mit einem Klimawandel im Straßenverkehr zusammenhängen, der nicht nur Radfahrer betrifft. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht davon aus, dass ein Drittel der Verkehrstoten auf aggressive Fahrweise zurückzuführen ist. Siegfried Brockmann, der Leiter ihrer Unfallforschung, hat "eher schwache Persönlichkeiten mit geringer Selbstkontrolle, die ihr Revier verteidigen wollen" als typische und häufige Aggressionstäter ausgemacht. Diese seien überall in der Gesellschaft ein Problem, hätten im Verkehr aber mit ihrem Auto eine gefährliche Waffe zur Verfügung. Solche "schwachen Persönlichkeiten" gibt es natürlich auch unter Radfahrern – mit dem Unterschied, dass ihr Verkehrsmittel deutlich weniger Gefahrenpotenzial birgt.
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Autor: Jörg Spaniol
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