Gegen eine erdrückende Übermacht – auf dem Podium und im Publikum von durchaus fachkundigen Kritikern umgeben – schlug er sich nicht schlecht: verbindlich im Ton, in der Sache aber knallhart die Position seines Hauses wahrend. Und zwar gegen die in vielfältiger Form vorgetragene Klage, deren Kernthese ein Zuhörer so formulierte: "Warum können Sie nicht einsehen, dass Sie Fehler kreieren, die in der Praxis so nicht existieren?"
Wie nun schon seit Monaten ging (und geht) es immer noch um den im Juni erschienenen Test von Elektrofahrrädern – und das, wo der nächste Pedelec-Test schon vor der Tür steht. Wirklich Neues in der Sache konnte sich da durch die Diskussion kaum ergeben, ihr Erkenntnisgewinn bestand vielmehr darin, die Vielschichtigkeit des Konflikts aufzuzeigen: Einerseits geht es um die Testverfahren selbst – wie wird ein Fahrrad als Ganzes und in seinen Teilen so belastet, dass praxisgerechte Aussagen zustande kommen? Da fehle es den von der Stiftung beauftragten Testern offenbar am "Fahrrad-Know-how", sagen die Kritiker. Ein zertifiziertes Prüfinstitut hat die nötige Kompetenz, hält der Sprecher der Stiftung dagegen. Laborergebnisse müssten richtig interpretiert und mit den Erfahrungen der Praxis abgeglichen werden, statt sie durch "reißerischen Journalismus" aufzubereiten, forderten die kritischen Stimmen der VSF-Mitglieder.
Beim nächsten Pedelec-Text, für den der von der Stiftung eingeladene Fachbeirat im Dezember tagt, werde es ein neues Prüfprogramm geben, das auch mangelnde Fahrstabilität genauer abprüfe, erwiderte Brackemann. Im nächsten Fachbeirat werden auch ein Händler-Vertreter des VSF und der Prüfingenieur Dirk Zedler sitzen, der auf dem Podium die Testmethoden scharf kritisiert hatte: "In der korrekten, der federnden Einspannung steckt eine Menge Geld. So eine feste Einspannung, wie sie die Stiftung – aus finanziellen Gründen? – vorsieht, das macht mir der Lehrling." Am interessantesten wurde es, als es um die ungenutzten Erfahrungen des Handels ging und Brackemann eine Schadensdatenbank ins Spiel brachte: "Wir sind an Ihren Erfahrungen interessiert", versicherte er gegen Ende dieser für ihn sicherlich nicht leichten knapp zwei Stunden.
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Autor: Hans-Heinrich Pardey