Bei den Spielen von Rio hat sich diese Kuriosität innerhalb weniger Wochen gleich zweimal ereignet – bei Olympia und den Paralympics. Und das unter professionellen Bedingungen, bei den größten Sportevents der Welt. Betroffen waren die Bahnradfahrerin Kristina Vogel, die beim Endspurt ihren Sattel verlor, und Hans-Peter Durst, dessen Sitz sich bereits kurz nach dem Start gelöst hatte.
Der Radsachverständige Dirk Zedler aus Ludwigsburg hat eine Erklärung dafür. Bei Vogels Bahnrad handle es sich um ein extrem leichtes Carbon Modell. Entstehen durch zu viel Druck, etwa durch zu fest angezogene Schrauben an der Sattelstütze, kleine Risse im Carbon, wird das Material instabil.
Am Modell von Hans-Peter Durst ist der Sattel angebracht wie bei einem gewöhnlichen Rad. Rahmenbauer Sven Krautscheid hat es entworfen und zusammengebaut: "Der Sattel wird mit zwei Schrauben befestigt. Eine davon ist gebrochen", erklärt er. Bedingt durch einen Materialfehler, wie Krautscheid vermutet.
Ein Problem, das häufig auftritt, sagt Dirk Zedler – bei Profiradlern wie auch der älteren Dame, die einmal die Woche zum Markt fährt. "Die Schrauben am Sattel müssen richtig fest gezogen werden, am besten mit einem Drehmomentschlüssel", empfiehlt der Experte. Viele Radler würden das vernachlässigen. Eine Schraube, die aber anfange, leicht zu wippen, breche schnell ab. "Im Falle von Hans-Peter Durst kann es auch der Montage geschuldet sein. Also wenn ein Rad oft auseinander- und wieder zusammengebaut wird", erklärt Zedler. Er ist froh, dass den Sportlern nichts passiert ist: "Sie haben gut reagiert, weil sie Profis sind. Normale Radfahrer wären schwer gestürzt."
Autor: René Lauer