(wie) - Zerbrochene Gabeln, verbogene Vorderräder und kaputte Bremsen gehören zu seinem Arbeitsalltag. Dirk Zedler nimmt Fahrräder genau unter die Lupe. Denn er ist einer der wenigen Radsachverständigen im Land.
Für verletzte Radfahrer kann das Eglosheimer Büro des Ingenieurs zu einer wichtigen Adresse werden. Denn Dirk Zedler bewertet nicht nur den Wert eines Unfall-Rades exakt, er kann auch Unfallursachen rekonstruieren und Material-Mängel feststellen.
"Häufig stehen Radfahrer, wenn es um Materialschäden geht, ziemlich verloren da", so seine Erfahrung. Ansprechpartner für Radsportler sei zunächst der Händler, bei dem das Rad gekauft wurde. Dieser wiederum wende sich an den Importeur, der den Fall an den Hersteller weitergibt. Eine lange Kette, in der sich so mancher Schadensfall verheddert. "Deshalb ist es wichtig, den Schaden am Fahrrad sofort dokumentieren zu lassen", lautet sein Tip. Denn wenn sich erst Gerichte mit dem Fall beschäftigen, ist dieser Nachweis wichtig.
Allerdings: In der Regel liege die Bagatellgrenze für Versicherungen bei rund 1200 Mark. Bei Schäden, die unter dieser Simme liegen, zahlten die Institute meist ohne Gutachten.
Als "öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Fahrräder" arbeitet Dirk Zedler seit fast einem Jahr. Bis die Vereidigungsurkunde der IHK an der Wand in seiner Werkstatt hing, verging einige Zeit. "Ich mußte anhand von Zeugnissen, Gutachten und Referenzen der IHK Stuttgart meinen Sachverstand beweisen", berichtet Zedler. Den hatte er sich in "zehn Jahren, Radszene" erworben.
Dazu gehört neben einem Maschinenbau-Studium auch seine Beschäftigung in Fahrradfachgeschäften, Zedlers eigene Raderfahrung als Triathlet und die Mitarbeit bei einem großen deutschen Radmagazin.
Im Büro des 32jährigen sieht man auch Handbücher über Motorsport stehen. "Früher war ich ein Auto- und Motorradfreak", erzählt der Sachverständige. Heute radelt er ins Büro, zu Terminen bei Versicherungen fährt er mit der Bahn. "Ich interessiere mich vor allem für Fahrräder, weil in diesem Sektor noch viel bewegt werden kann", erklärt er.
Denn die technische Entwicklung der Räder in den vergangenen zehn Jahren sei enorm. Anstelle von Drei-Gang-Fahrrädern aus Stahl und Normteilen stehen heute Mountainbikes mit Federgalben oder Trekkingräder mit stufenloser Schaltung in der Garage. Dennoch: "Der Dilettantismus ist groß", sagt Zedler. Denn in der Fahrradbranche gibt es keine allgemeine Betriebserlaubnis. "Jeder Dielettant kann Räder herstellen und vertreiben."
Zwar gebe es eine DI-Norm, doch die beziehe sich nur auf Räder, die nach der Straßenverkehrszulassungsordnung im Verkehr benutzt werden dürfen. Und schließt damit einen Großteil der Räder, etwa Rennmaschinen und Mountainbikes bereits aus. "Deshalb kommen Räder mit Konstruktionsfehlern und Materialmängeln auf den Markt", erklärt Zedler. Sein Tip an Verbraucher: Velos nur im Fachhandel kaufen und eine detaillierte Rechnung ausstellen lassen.
Der Dilettantismus ist mit ein Grund, warum sich die Sachverständigen auf Bundesebene in einem Verein "Bundesverband der Fahrradsachverständigen" zusammengeschlossen haben. Die rund zehn Rad-Experten erarbeiten Unterlagen für eine theoretische und praktische Prüfung zum Sachverständigen und wollen so den Sachverstand ihres eigenen Berufsstandes schützen und sichern. Interessierte, die Schwierigkeiten in Sachen Haftung mit Herstellern und Versicherungen haben, können sich an Dirk Zedler, Teinacher Straße 34, in Ludwigsburg, Telefon (07141) 31647 wenden.