Für Julian Großkopf sollte in dieser Saison der Sprung ins Profigeschäft gelingen. Das erste Jahr mit dem sogenannten Elite-Pass als offizieller Elite-Athlet verlief mit dem Start in Cannes aber alles andere als wünschenswert. An der französischen Rivera sollte es im April soweit sein, der erste Triathlon in der neuen Kategorie stand an, doch gab es gleich den ersten Rückschlag.
Die Voraussetzungen waren alles andere als optimal. Vor dem Lauf hatte es zwei Wochen lang nicht geregnet, genau am Wettkampftag kam der Niederschlag und überraschte die Athleten mit einer rutschigen, mit Schmierfilm bezogenen, Strecke. Dies resultierte darin, dass Julian Großkopf gleich zwei Mal beim Rennen stürzte. Während der erste Sturz noch nicht so gravierend war, rutschte er beim zweiten Sturz in einen Abhang, brach sich seinen Unterarm und es war für ihn sofort klar, dass das Rennen vorbei ist. „Es war natürlich extrem ärgerlich, es wäre naiv zu glauben im Rennsport durchzukommen ohne irgendwann auf die Nase zu fliegen. Letztendlich muss man sagen das Risiko ist auch einfach immer dabei, gerade auch auf dem hohen Niveau", erzählt Großkopf. Die Regenerationsphase lief für den Triathleten sehr gut, er selbst sagt dazu: „Ich habe einen extrem guten Physio an meiner Seite. Zur Sicherheit hab ich meinen Arm operieren lassen, damit der Bruch richtig verheilt." Gerade einmal drei Tage dauerte es, bis der 25-Jährige wieder den Sportleralltag aufgenommen hatte. Zuerst ging es für ihn nur zuhause auf sein Fahrrad, doch schon fünf Tage nach der Operation stand das erste Schwimmtraining auf dem Plan und mit nur einer leichten Schiene am Arm folgte dann auch bald wieder die erste Laufeinheit auf dem Laufband.
Von Vollgas zu kleinen Schritten
Was ihm vor allem im Kopf bleibt aus der Verletzungsphase, ist eine Umstellung. „Es war natürlich frustrierend, deutliche Abstriche machen zu müssen. Statt 25 bis 30 Stunden die Woche im Training musste ich mit kleinen Schritten zufrieden geben. Das Gute war, in kleinen Schritten habe ich dann immerhin gemerkt, es geht voran. Es hätte insgesamt auch deutlich schlimmer laufen können und dafür bin ich sehr dankbar." Den ersten Testlauf hat der Oberriexinger bereits hinter sich. Vergangenen Sonntag erreichte er beim Memmert Rothsee Triathlon Platz fünf. Dabei hat er allerdings gemerkt, in alten Kategorien noch von den 100 Prozent entfernt zu sein. „Ich muss mich eigentlich trotzdem zufrieden geben, nach der Verletzung hätte die Saison auch deutlich länger vorbei sein können. Es liegt glaube ich in der Natur des Leistungssports sich selbst immer mit seiner Topform zu vergleichen", sagt Großkopf. Als nächstes stehen Mitteldistanz-Triathlons im österreichischen Obertrum und in Frankfurt an. Das Ziel ist dort, wichtige Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Im Oktober schielt er dann erstmals auf die volle Ironman-Distanz: ,,Wenn ich danach merke, dass ich vier Wochen nicht laufen kann, ist nicht viel der Saisonverloren und ich merke, ob mir die Langdistanz liegt."
Was ist der Elite-Pass im Triathlon?
Der Elite-Pass berechtigt Triathleten, an Profirennen teilzunehmen. Um ihn zu erhalten, müssen die Athleten in Deutschland direkt beim Deutschen Verband der Triathleten anfragen. Mit dem Status als Eliteathlet verbunden werden die Ausdauersportler ins offizielle Anti-Doping-System aufgenommen und sind zudem berechtigt für den Erhalt von Preisgeldern.
Ein Rennen von Großkopf, welches Vermutlich für seine Qualifizierung des Elite-Passes auch beigeragen hat, war der Ironman 70.3 in Venedig über die halbe Ironman Distanz (1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen). Diesen gewann er 2024 nicht nur in seiner Altersklasse sondern gleich gesamt.
Autorin: Marion Hölzel
Foto: Hansjürgen Britsch/Pressefoto Baumann