Und zwar einer der wenigen seiner Zunft bundesweit. "In Deutschland gibt es ungefähr zwei Hände voll Fahrradsachverständige, drei Sachverständige können ausschließlich von dieser Tätigkeit leben", erläutert Zedler. Der 46-Jährige ist einer davon. Fahrradsachverständige arbeiten – wie Ihre Kfz-Kollegen auch – für Gerichte und Versicherungen oder geschädigte Privatpersonen, begutachten die Zweiräder bei Unfällen oder Schäden.
Noch heute findet es Dirk Zedler erstaunlich, dass er beruflich beim Fahrrad gelandet ist. Denn in der Autoregion Stuttgart war sein Weg eigentlich vorgezeichnet. Neben der Schule lernte er im elterlichen Betrieb schon die Grundbegriffe der Kfz-Technik kennen und studierte dann an der TH Karlsruhe Kraftfahrzeugbau und –fertigungstechnik. Doch seine leistungssportlichen Aktivitäten als Triathlet und der Nebenjob in einem Fahrradgeschäft führten schließlich dazu, dass er auch seinen beruflichen Schwerpunkt verlagerte. Nach dem Berufseinstieg in Ludwigsburg blieb er der Stadt treu und machte sich 1993 selbständig. Seither wuchs sein Büro stetig und erschloss sich nach und nach immer neue Geschäftsfelder rund ums Rad.
Kerngeschäft ist auch heute noch die Sachverständigenarbeit. Rund 500 Gutachten werden pro Jahr in Zedlers Werkstatt angefertigt. Dazu kommen die zu begutachtenden Räder oder Teile alle per Post ins Haus. Vor-Ort-Expertisen, wie im Kfz-Bereich üblich, gibt es nicht. Die Aufträge kommen nicht nur aus der ganzen Republik, sondern sogar aus einigen Nachbarländern, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum. Mit den Gutachten habe er im vergangenen Jahr rund die Hälfte des Gesamtumsatzes von rund 600.000 Euro erzielt, sagt Zedler.
Die andere Hälfte wird mit einer vom Sachverständigenbüro rechtlich getrennten Firma erwirtschaftet, die Erkenntnisse und technische Entwicklungen aus der Sachverständigenarbeit nutzt. Denn auch die Fahrradindustrie ist auf das Zedlersche Know-how aufmerksam geworden.
Test für Firmen
So werden in dem Labor inzwischen Teile, beispielsweise Lenker, Gabeln oder Laufräder, für die Industrie vor der Markteinführung getestet. Die Prüfmaschinen dafür werden bei Zedler selbst entwickelt, gebaut und inzwischen auch an Fahrradhersteller verkauft. Zudem verwertet der gelernte Maschinenbauingenieur sein Fahrradwissen publizistisch. Für die Radindustrie werden im Ludwigsburger Westen technische Dokumentationen, sprich Bedienungsanleitungen verfasst. Und seit langer Zeit schreibt Zedler für eine Rennrad-Fachzeitschrift Material-Reportagen und die Kolumne "Werkstatt".
Auch für andere Medien – von Tageszeitungen über Rundfunk und Fernsehen bis zu Test – ist er gefragter Experte oder Autor, wenn es ums Thema Fahrrad geht. Aus dem Ein-Mann-Büro ist so inzwischen ein Betrieb mit elf Beschäftigten geworden.
Autor: Jürgen Schmidt