Ludwigsburg. "Alles, was Rang und Namen hat in der Branche, trifft sich auf der Eurobike", sagt Dirk Zedler, Geschäftsführer des Zedler-Instituts für Fahrradtechnik und -Sicherheit in Ludwigsburg. Er wird mit seinem Team auf der weltweit größten Messe der Fahrradindustrie am Bodensee vertreten sein, um sich über die neusten Trends und Techniken zu informieren. Generell nehme der Absatz von Elektrofahrrädern, den Pedelecs und E-Bikes, beständig zu. Allein in Deutschland werden rund zwei Millionen E-Bikes gefahren, im vergangenen Jahr wurden über 400 000 dieser Räder verkauft. "Das E-Bike hat sich zu einer Mobilitätsform entwickelt, die inzwischen erschwinglich und flächendeckend in Deutschland ist", so der Fahrradexperte. Wurden vor ein paar Jahren die Elektrofahrräder noch eher als "Hilfsmittel" für ältere Leute belächelt, hat sich diese Einstellung inzwischen komplett geändert. "Gerade bei jungen Leuten geht im sportlichen Bereich der Trend zu den E-Bikes", sagt Dirk Zedler. Ob City-Fahrrad oder Hightech-Mountainbike: Fast alle großen Fahrradhersteller sind dazu übergegangen, jede Fahrradgattung zu elektrifizieren. Integrierte Akkus und Motoren sind so eingebaut, dass sich die Elektrofahrräder kaum noch von den normalen Fahrrädern unterscheiden.
Keine erhöhte Unfallgefahr bei Elektrorädern
E-Bike fahren in der Stadt gelte inzwischen als "chic" und "sexy". Auch in Punkto Sicherheit habe sich in den zurückliegenden Jahren viel getan: "Das Ingenieurdenken hat zu einer sinnvollen Professionalität auf allen Ebenen geführt." Studien haben ergeben, dass die Unfallhäufigkeit bei Elektrofahrrädern nicht höher sei als bei normalen Fahrrädern. Dirk Zedler sieht den Trend sogar dahingehend, dass die Unfallhäufigkeit bei E-Bikes und Pedelecs eher abnehmen wird. "Da wird in Zukunft noch viel kommen, was das Fahrrad auf ein neues Sicherheitslevel heben wird."
Im Stadtbereich haben sich die Pedelecs mit einem maximal 250 Watt starken Motor, der die Leistung auf 25 Stundenkilometer begrenzt, etabliert. Neu im Kommen und dafür auch für den ländlichen Bereich interessant, seien die so genannten "S-Pedelecs", die eine Leistung von bis zu 45 Stundenkilometer haben. Für diese Räder wird aber eine Betriebserlaubnis benötigt, da sie als Kleinkraftrad eingestuft werden, somit auch versicherungs- und kennzeichenpflichtig sind.
Ein Kritikpunkt für Dirk Zedler ist, dass man "in Stuttgart im Vergleich zu anderen deutschen Städten noch im Dornröschenschlaf ist", was die Nutzung von Elektrofahrrädern in Städten angeht: "Wir sind hier noch immer sehr vom Auto dominiert."
Beispiel für eine Stadt, die den mobilen Trend mit der Nutzung von Mietfahrrädern konsequent in den letzten Jahren durchgesetzt hat, sei Paris. "Alle 800 Meter finden Sie da einen Stand für Leihfahrräder in sehr gutem Zustand, angestrebt wird sogar, alle 300 Meter Leihfahrräder anzubieten. In diesem Punkt habe man in Deutschland, speziell aber in der Autostadt Stuttgart noch großen Nachholbedarf. Alle Zukunftsforscher wären sich darin einig, dass die Mobilität mit E-Bikes und Pedelecs ein "Megatrend" sei. "Ich sehe da für die urbane Mobilität eine große Zukunft drin", sagt Dirk Zedler.
45 000 Besucher werden zur Radmesse erwartet
Messe Die Fahrradmesse Eurobike findet vom 26. bis 29. August in Friedrichshafen am Bodensee statt. Neben rund 1350 Ausstellern aus 53 Ländern werden mehr als 45 000 Besucher aus rund 100 Nationen und knapp 2000 Journalisten aus 40 Ländern erwartet. Von Mittwoch bis Freitag ist die Messe von 8.30 bis 18.30 Uhr nur für Fachbesucher und akkreditierte Journalisten geöffnet. Am Publikumstag, Samstag, den 29. August, ist die Messe für alle Fahrrad-Fans von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
www.eurobike-show.de
Autor: Bettina Nowakowski