Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch die Eurobike Show Daily, Messezeitschrift der jährlich stattfindenden Eurobike Show, gibt uns seit vielen Jahren die Möglichkeit, unsere Sicht auf wichtige Entwicklungen in der Fahrradbranche in ganzseitigen Artikeln auszuführen.

Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

Hamburger Morgenpost, 26.03.2022
Lesedauer 2:45 Minuten

Was taugen Billig-Räder vom Discounter?

Hot oder Schrott? Ein Rad-Experte sagt, worauf Sie achten sollten – und gibt Tipps für den Kauf

Pünktlich zum Frühlingsanfang und den wärmeren Temperaturen schleichen sie sich wieder in die Supermärkte, Discounter und Baumärkte: Billigräder, die in den meisten Fällen noch selbst zusammengebaut werden müssen. Lohnt es sich, hier genauer hinzusehen und so ein Schnäppchen zu machen? Die MOPO hat mit Experte Dirk Zedler vom Institut für Fahrradtechnik gesprochen – sein Urteil fällt vernichtend aus.

Ein Trekkingbike für weit unter 500 Euro? Bei Tchibo, Lidl, Aldi und Co. keine Seltenheit. Einige Fahrräder gibt’s hier sogar schon ab 220 Euro. Der niedrige Preis liegt vor allem an Vertrieb, Produktion und den meist billigen Komponenten der Räder. „Wer nur 300 Euro investiert, darf nicht erwarten, ein Fahrrad fürs Leben zu bekommen“, heißt es vom Hamburger Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs.

In der Vergangenheit testeten der NDR und der WDR immer mal wieder Billig-Räder. Das Ergebnis: verrutschte Felgenbänder, Unwucht im Reifen und sogar Lenkerbrüche. „Ultrabillige Fahrräder sind nicht zwingend super unsicher“, erklärt Dirk Zedler, Sachverständiger für Fahrräder und EBikes vom Institut für Fahrradtechnik in Ludwigsburg (Baden-Württemberg). „Allerdings sind die Räder von so schlechter Qualität, dass sie sehr schnell ihre ursprüngliche Funktion verlieren.“

Das ruft Erinnerungen an das „Sladda Bike“ wach, das Ikea 2016 auf den Markt brachte: Das „Sladda“ gab’s für einen sehr attraktiven Preis, vor allem der Riemenantrieb war für diese Preisklasse ungewöhnlich. Gerade dieser machte später dann aber auch Probleme – bis Ikea 2018 sogar sämtliche „Sladdas“ zurückrief.

„Der Antriebsriemen kann plötzlich reißen, was wiederum eventuelle Stürze zur Folge haben kann“, so der Möbelgigant damals. Zu dem Zeitpunkt lagen elf Berichte über solche Vorfälle vor, von denen zwei zu Verletzungen geführt hatten.

Ganz besonders gefährdet sind laut Ingenieur Zedler zuerst die Bremsen und die Schaltung. „Dann werden das Vorder- und Hinterrad schnell unrund und am Ende hat man keine Lust mehr aufs Fahren und stellt das Rad in die Ecke – bis es dann auf den Sperrmüll wandert. Eine riesige Öko-Sauerei.“

Dazu kommt: Wer sein Fahrrad beim Discounter kauft, muss es oft auch selbst zusammenbauen. „Die Kunden stehen dann davor und sollen selbst die Bremsen und Schaltung einstellen und alleine den Sattel sowie die Pedale montieren. Da kann es schnell sein, dass sie damit überfordert sind“, ist sich Zedler sicher. Sein Institut beschäftigt sich seit 30 Jahren mit Fahrradqualität.

Es kann aber auch Ausnahmen geben: Einige der Räder in den WDR-Tests schlugen sich bei den Bremsen-Tests ganz ordentlich. Entscheidend ist die Frage, wofür das Rad genutzt wird. Zur Arbeit hin und wieder zurück nach Hause fahren geht natürlich auch mit solch einem Rad. „Wenn jemand ein superversierter Schrauber ist, der das Fahrrad die meiste Zeit schont, dann kann das funktionieren“, sagt Zedler.

Wenn das Discounter-Rad – wie von ihm prognostiziert – nach kurzer Zeit kaputtgehe, bleibe man leider auch mit der Reparatur alleine. „Fahrradhändler fassen so was meistens aus gutem Grund nicht an“, sagt er. „Die Schrauben sind oft von so mieser Qualität, dass das Fahrrad bei der Reparatur vollständig kaputtgehen könnte – und das will keiner riskieren.“

Auch bei EBikes rät er dringend, die Finger von billigen Angeboten um die 600 Euro zu lassen. „Das Fahren ist meistens furchtbar, die Akkus sind grenzwertig. Hier gibt man für miese Qualität einfach noch mehr Geld aus als bei den herkömmlichen Fahrrädern.“

Sein Tipp: Um viele Jahre etwas vom Fahrrad zu haben, sollte man zwischen 600 und 1200 Euro dafür ausgeben. Gute Fachhandels-Elektroräder gehen bei 2000 Euro los. Da könne man auch Gepäck mitnehmen und bekomme eine ordentliche LED-Lampe gleich mit dazu. Alles darüber sei für einen Normalbürger-Gebrauch nicht nötig.

Wenn das Rad dann defekt ist, fassen Fahrradhändler es meistens aus gutem Grund nicht an.

Autorin: Annalena Barnickel
Foto: Hamburger Morgenpost

Zurück