Handys, Laptops, Autos und E-Bikes brennen oder explodieren sogar. Wer sich auf das Thema fokussiert, bekommt den Eindruck, Batterien seien feuergefährlicher als Benzintanks. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?
Natürlich haben Fahrradakkus ein Gefährdungspotenzial. Das ist in der Technik immer so, wenn eine gewisse Energiedichte da ist. Und im Umgang mit der hohen Energiedichte großer, moderner Akkus haben wir einfach noch nicht so viel Erfahrung wie etwa mit Benzinmotoren. International sind Akkus mit mehr als 100 Wattstunden als Gefahrgut definiert. Fahrradakkus haben meistens 400 bis 1.000 Wattstunden, also viel mehr als jeder Laptop. Das ist sicher eine potenzielle Gefahr. Auf der anderen Seite habe ich noch nie gehört, dass bei einem Sturz oder Unfall ein Pedelec-Akku explodiert wäre und jemanden verletzt hätte.
Wenn sich ein Akku entzündet, passiert das eher beim Laden, unterwegs oder im geparkten Fahrrad?
Das passiert in den allermeisten Fällen beim Laden. Auf Herstellerseite ist das sowohl ein Problem der Qualität der einzelnen Zellen als auch eines des Batteriemanagementsystems. Gute Ladegeräte haben im Zusammenspiel mit dem Akku eine Sensorik, die sowohl den Ladestand der einzelnen Zellen als auch deren Temperatur kontrolliert. Die ständige Kontrolle der einzelnen Zellen ist wichtig, denn ein Akkubrand geht normalerweise von einer einzelnen überhitzten Zelle aus und entwickelt sich dann als Kettenreaktion durch den gesamten Akku. Auf Nutzerseite ist es sinnvoll, den Akku vor dem Laden zunächst eine Weile bei Raumtemperatur zu lagern. Minus fünf Grad sind schlecht für die Sicherheit und Lebensdauer, plus 50 sind es auch - übrigens ein gutes Argument für leicht entnehmbare Akkus am Pedelec anstelle solcher, die draußen am Rad geladen werden müssen. Was ich auf jeden Fall ausschließen würde, sind nachgekaufte „Schnell-Ladegeräte" und Nachrüstakkus unklarer Qualität. Die größte Sicherheit bieten Akkus und Ladegeräte vom selben Hersteller.
Die Qualität der Ladegeräte und Zellen kann ein Radler nicht einfach überprüfen. Aber was kann wirklich jeder machen?
Sicheres Laden ist entscheidend. Mir ist schon ein Fall untergekommen, in dem ein Haus abgebrannt ist, weil ein Akku auf der hölzernen Werkbank neben Spraydosen und Lösungsmitteln geladen wurde. Mit drei Maßnahmen kann man sich ziemlich simpel und wirksam schützen: Erstens sollte man den Akku auf einer nicht brennbaren Unterlage laden. Eine große, alte Bodenfliese ist dafür gut. Zweitens lädt man den Akku besser nicht unbeaufsichtigt über Nacht oder lässt Ihn nicht an der Steckdose hängen, sondern man lädt tagsüber, damit man im unwahrscheinlichen Fall eines Akkubrands reagieren kann - mehr als den Stecker zu ziehen und dann mit einem Elmer Wasser zu kühlen, können Laien da nicht tun. Dritte Sicherheitsmaßnahme ist ein Rauchmelder im Raum, denn Dämpfe und Rauch eines Akkubrandes sind ziemlich giftig.
Insgesamt sehe ich aber keinen Anlass zur Hysterie: Ich habe neulich gelesen, dass weltweit jährlich eine Milliarde Akkus auf den Markt kommen. Zumindest einige davon dürften von mieser Qualität sein und mit schlechtem Batteriemanagementsystem laufen. Dafür hört man wirklich selten von Akkubränden!
Das Interview führte Jörg Spaniol
Foto: Zedler-Institut
Falls Sie mehr lesen wollen, bestellen Sie das entsprechende Heft beim Delius-Klasing-Verlag
online.