Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch die Eurobike Show Daily, Messezeitschrift der jährlich stattfindenden Eurobike Show, gibt uns seit vielen Jahren die Möglichkeit, unsere Sicht auf wichtige Entwicklungen in der Fahrradbranche in ganzseitigen Artikeln auszuführen.

Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

SAZbike 04/2006
Lesedauer 4:00 Minuten

CEN-Normen für Fahrräder: "Lebensretter" der Branche

Die bisherige Fahrrad-Norm wurde in weiten Kreisen von Handel und Industrie belächelt. Der Grund: die darin festgeschriebenen Mindest-Anforderungen sind gering, ein Qualitätsfahrrad kann bzw. sollte deutlich mehr können. 

Hinzu kommt noch, dass Fahrräder zur sportlichen Nutzung dort nicht enthalten sind. Das wird sich ändern, denn mit den neuen CEN-Normen kommt nun frischer Wind in das Thema. Colibi und Coliped, die Dachverbände der europäischen Fahrrad- und Teilehersteller, luden zum Kongress nach Brüssel mit hochkarätig besetztem Podium, um die Auswirkungen dieser europäischen Normen auf die Fahrradbranche zu erörtern. Die rund 90 Teilnehmer von mehr als 50 Fahrrad- und Fahrradteile-Herstellern, durchlebten Mitte Februar mehr als drei kurzweilige und informative Stunden voll von Vorträgen und Diskussionsrunden mit Fragen und Antworten. Umso bedauerlicher, dass lediglich zwei Firmen aus Deutschland ihre Vertreter gesandt hatten.

Auch wenn Rene Takens in seiner Funktion als Vorsitzender des Colibi Schirmherr des Kongresses, diesen mit den Worten schloss, dass bei dem interessanten und sehr umfangreichen Thema noch eine Menge Konfusion hinsichtlich der Anwendung und Auswirkungen der CEN verblieben wäre, so war dies ein sinnvoller Anstoß um solche umfassenden Fragestellungen in der Fahrradbranche anzupacken und aufzubereiten.

Die Normen im Detail

Insgesamt vier Normen sind das bisherige Ergebnis der Arbeit der sechs Arbeitsgruppen des Normungsgremiums CEN TC 333 Cycles, weitere sind in Arbeit, berichtete Siegfried Neuberger technischer Leiter des ZIV, Mitglied des Technischen Komitees der CEN. Kurz vor der Veröffentlichung in den einzelnen Ländern bzw. teilweise schon veröffentlicht sind:

EN 14764 City- and Trekking Fahrräder
EN 14765 Kinderfahrräder
EN 14766 Mountain Bikes
EN 14781 Rennräder

Die "Sicherheits-Anforderungen und Test Methoden" befassen sich mit Last tragenden Teilen, so Neuberger, die Problematik der scharfen Kanten werden z. B. nicht berücksichtigt. Ausgespart wurde auch das sensible Thema Beleuchtung, bei dem bekanntermaßen europaweit sehr große Unterschiede bestehen. Im Laufe der langjährigen Ausarbeitungsdauer, das TC 333 begann seine Arbeit bereits 1998, mussten einigen Kompromisse erarbeitet werden, was am Beispiel der Bremsleistungs-Prüfung deutlich wird. Da im Süden Europas Messzyklen auf der Straße durchgeführt wurden, in Deutschland jedoch Maschinentests dominieren, wurden beide Testformen in den Normen mit annähernd gleichen Anforderungen aufgenommen. Die Tests beinhalten nicht nur die maximale Bremsleistung im Trockenen, sondern auch bei Nässe. Spezielle Versuche sollen dem Nachlassen der Bremswirkung, dem so genannten Fading, insbesondere bei den dafür empfindlichen Trommel- und Scheibenbremsen nachspüren.

Derzeit werden die Normen in die jeweiligen Landessprachen übersetzt und müssen von den einzelnen Ländern bis spätestens Juni 2006 in nationale Standards implementiert werden. Aus der EN 14766 wird in Deutschland die DIN-EN 14766. Spätestens sechs Monate nach der Veröffentlichung müssen die nationalen Normen, in Deutschland die DIN 79100, zurückgezogen werden.

Gleiche Anforderungen in 29 Ländern

Der räumliche Gültigkeitsbereich der neuen Normen erstreckt sich auf die gesamten 25 EU Länder, die drei EFTA Länder Island, Norwegen und Schweiz, sowie Rumänien. Die Konformität von Produkten mit den CEN-Normen dürfte manche Handelsbarriere beiseite räumen. Denn in der Vergangenheit war es durchaus der Fall, dass ein Container mit Fahrrädern in einem Land nicht entladen werden konnte, weil die Prüfungen gemäß der nationalen Norm nicht im dafür akkreditierten Labor durchgeführt wurden.Geradezu als Lebensretter für die Industrie bezeichnete daher der Rechtsanwalt Massimo Casini, Mitglied des italienischen Herstellerverbandes ANCMA (Associazione Nazionale Ciclo Motociclo Accessori), die neuen Normen in seinem Vortrag. Bisher sei es der Fall, dass ein Prüfsiegel gemäß einer Landes-Norm beim direkten Nachbarn möglicherweise nicht viel wert gewesen sei. Nun bedeuten die neuen CEN-Normen in den partizipierenden Ländern den Schutz vor der Willkür von Richtern. 

Rechtsanwalt M. Casini sieht die CEN durch Steigerung der Rechtssicherheit zwischen den 29 beteiligten Ländern nicht nur als dem Handel förderlich, sondern sogar als Lebensretter der Fahrradindustrie und fordert die Hersteller auf restriktive Anweisungen zur Nutzung ihrer Produkte auszuarbeiten.

Wann treten die CEN-Normen in Kraft?

Ganz so einfach wie der Rechtsanwalt Casini es darstellte, scheint es jedoch nicht zu sein, denn in der Diskussionsrunde nach den Vorträgen wurde die rechtliche Relevanz der Normen kontrovers diskutiert. Nur in wenigen Ländern scheinen die Gesetze direkt auf die Normen zu verweisen. Dadurch werden diese unweigerlich Bestandteil der Rechtssprechung. In den anderen Ländern, so auch in Deutschland, laufen die Normen parallel zu Gesetzen und Verordnungen und sind daher nicht bindend.Der vorgegebene Zeitplan der Einführung und des Inkrafttretens, bzw. des Zurückziehens der Landes-Normen ist das eine, der rechtlich relevante Zeitpunkt die andere Seite. Auch dieser Punkt konnte vor Ort in Anbetracht der Verflechtungen von europäischem und Länderrecht nicht abschließend geklärt werden. Sich auf der bestandenen DIN-Prüfung auszuruhen und erst einmal abzuwarten, bis die Landesnorm zurückgezogen wird, scheint jedoch keine gute Idee. Podiumsmitglied Eddie Ecclestone, Europa Repräsentant der PCM Group/BABG erklärte recht plausibel, dass eine Diskussion über den Zeitpunkt müßig wäre. Nachdem die Normen öffentlich sind, seien diese gemäß des Produkthaftungsgesetzes Stand von Wissenschaft und Technik und daher ab sofort zu berücksichtigen, da Gerichte sie heranziehen werden.

Autor: Dirk Zedler

 

 

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