Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch die Eurobike Show Daily, Messezeitschrift der jährlich stattfindenden Eurobike Show, gibt uns seit vielen Jahren die Möglichkeit, unsere Sicht auf wichtige Entwicklungen in der Fahrradbranche in ganzseitigen Artikeln auszuführen.

Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

triathlon, 09/2013
Lesedauer 3:00 Minuten

Die zweite Welle

Immer wieder hört man von geborstenen Karbon-Rohren und gebrochenen Rahmen. Prüfingenieur Philipp Groten über das, was der Werkstoff kann – und was nicht.

Herr Groten, Karbon verdrängt Alu vermehrt als Werkstoff für Rahmen und Komponenten. Zu Recht? 

Nun ja, der Verbundwerkstoff sprengt die Grenzen traditioneller metallischer Materialien in vielerlei Hinsicht. Bei Rahmen und Gabeln sind dadurch die Gewichte extrem gefallen. Leichte Gabeln wiegen heute die Hälfte, Rahmen etwa ein Drittel ihrer klassischen Vorgänger aus Stahl. Diese Diät ging zudem nicht zulasten der Fahreigenschaften. Viele Karbonrahmen sind heute fahrstabiler und zugleich deutlich komfortabler als Rahmen aus Aluminium, Stahl oder Titan. Ein großer Pluspunkt ist die Formenfreiheit, die der Werkstoff bietet. Nur mit Karbon lassen sich organisch geformte und aerodynamisch optimierte tragende Bauteile gestalten. Zeitfahrmaschinen auf dem aktuellen Niveau sind mit keinem anderen Werkstoff zu realisieren. 

Wo liegen die Grenzen dieses Werkstoffs?

Wenig Druckresistenz, sprödes Bruchverhalten und Wärmempfindlichkeit sind die Nachteile des Faserverbundwerkstoffs. Die Grenzen des Werkstoffs Karbon setzt daher die Gebrauchstauglichkeit. Solange ein Fahrrad aus Karbon fährt, ist alles gut. Sobald es jedoch in einem Montageständer eingespannt wird, wenn daran montiert wird, oder wenn es umkippt, dann droht ein Schaden. Kritisch sehe ich beispielsweise auch die immer weiter minimierten Ausfallenden et cetera.

Dann setze ich mich als Athlet größerer Gefahr aus bei der Benutzung von Karbonteilen als von Aluteilen?

Richtig gemacht, sorgfältig montiert und bestimmungsgemäß eingesetzt, geht von Karbonbauteilen seriöser Hersteller keine Gefahr aus. Gleiches gilt allerdings auch für Aluminium. Eine Ausnahme bilden nach wie vor viele Laufräder aus Karbon. Das Bremsverhalten ist hinsichtlich Wirkung und Dosierbarkeit, insbesondere bei Nässe, nicht auf Aluminumniveau. Bei längeren Bergabfahrten kann die Bremshitze zudem das Harz soweit erwärmen, dass es weich wird und die Felge beschädigt wird. Kritisch ist das insbesondere bei Karbonfelgen für Draht- bzw. Faltreifen, da kann im schlimmsten Fall der Schlauch platzen.

Wenn der Werkstoff so empfindlich reagiert – muss ich, fürchten, dass mir mein Rad unter dem Hintern wegbricht, wenn es einmal umgekippt ist?

Sorgfältige Fertigung vorausgesetzt, bedeutet ein Riss im Oberrohr nicht gleich den gefürchteten "Sudden Death", also das plötzliche Kollabieren der Struktur. Benachbarte Fasern übernehmen die Last, sodass eine Resttragfähigkeit da ist. Dennoch sollte ein beschädigtes Oberrohr oder eine angerissene Sitzstrebe umgehend repariert werden, das ist inzwischen bei spezialisierten Fachbetrieben gut möglich. Manche Hersteller bieten für solche Malheurs auch ein Crash-Replacement zu günstigen Konditionen an.

Wie hat sich die Karbonverarbeitung und die Qualität der Teile im Fahrradbau über die Jahre entwickelt und wo gibt es noch Nachholbedarf?

Aktuell sind wir in der zweiten Karbonwelle. Die erste Ende der Achtziger Jahre, mit dem legendären aerodynamisch geformten "Kestrel 4000", mit dem viele Triathlons gewonnen wurden, war noch auf einem stark verbesserungswürdigen Niveau. Vor rund zehn Jahren begann die zweite Epoche mit Firmen, die der Entwicklung ausgeklügelter Fertigungsmethoden und insbesondere der Qualitätskontrolle sowie den Prüfungen vor Serienanlauf eine hohe Bedeutung zumessen. Die größte Aufgabe sehe ich aktuell darin, vom immer weiter fortschreitenden Gewichtswahn etwas Abstand zu nehmen. Die Gebrauchstauglichkeit mancher Produkte ist zweifelhaft. Je leichter die Produkte, umso weniger verzeihen diese Fehler in der Anwendung. Wer leicht kauft muss auch vorsichtig und professionell damit umgehen. Sonst steht mitunter ein teurer Neukauf an.

Philipp Groten

Der Ingenieur (M.Sc.) befasste sich bereits in seiner Bachelorarbeit mit der Entwicklung eines Fahrradprüfstandes. Seit seinem Masterabschluss arbeitet er beim "Zedler – Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH" als Prüfingenieur an der Konstruktion von Prüfsystemen und unterstützt das Team bei der Durchführung von Prüfaufträgen.

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