Hintergrund der wachsenden Notwendigkeit, Vorder- und Hinterrad zu prüfen, sind die stetigen Veränderungen im Betrieb durch das „E“ in allen Radkategorien.
Drehmomentstarke Motoren mit mehr Zug auf der Kette, höhere Bremskräfte durch Scheibenbremsen im Zusammenspiel mit Anhänger oder bei Lastenrädern – geschweige denn im Zusammenspiel mit ABS, schweren E-Biketypen und neuen, oft nicht leichtgewichtigen und sportiven Nutzergruppen, stressen die Räder weit mehr als zuvor.
In der Gutachtenabteilung haben wir gelernt, dass Nabenflansche regelrecht abscheren können. In einem Händlerforum, dem wir angeschlossen sind, verfolgten wir Berichte über Speichenbrüche sowie Risse in den Felgen intensiv, und aus der Presse konnten wir letzthin alle erfahren, dass bei manchen Naben sogar die Bremsscheibenaufnahme schlagartig abgeschert werden kann.
Alle diese realen Versagensfälle, teils mit nicht vorhersehbaren Folgen für Leib und Leben, sind unser Ansporn, die Prüfungen und die Prüfsysteme so zu gestalten, dass das bei künftigen Laufrädern nicht mehr passieren kann. Zig Laufräder, teils bekannt schwach, teils bekannt sehr bewährt, wurden von uns zerrüttet, um die Prüfkriterien zu verifizieren.
Selbstredend prüfen wir wieder gemäß Fahrradkategorie von Gravel, über das klassische Pedelec bis hin zum Transportrad, in Kombination mit den bekannten und von uns eingeführten Gewichtsklassen Advanced, Advanced Plus und Advanced Plus XXL.
Was wir allerdings weiterhin nicht machen, ist, ganze Fahrräder oder Transporträder auf die Rolle zu stellen. Nach wie vor gibt es keine Indikation, dass bei Bauteil- oder besser gesagt sauber strukturierten Baugruppenprüfungen in den von uns bearbeiteten Fahrrad-, Pedelec- und Transportrad-Kategorien strukturelle Defekte nicht erkannt werden können, wenn man sauber geregelt arbeitet.
Deutlich klappernde Züge oder deren Schleifspuren, sich losrappelnde Schraubverbindungen von Schutzblechen etc. prüft man allerdings nicht heraus, wenn man z.B. eine Gabel pneumatisch oder hydraulisch dynamisch, mit Überlast und Stoßprüfung auf Betriebsfestigkeit prüft. Diese funktionellen und nur teils von einer Rolle abbildbaren Prüfungen sind erfahrungsgemäß bei Probefahrten besser zu evaluieren. Zu diesen raten wir aus vielerlei Gründen. Wichtig dabei: Stets GPS anschalten und Bordbuch führen.
Dokumentierte Probefahrten sind im Übrigen in unserer Praxis bei Gerichtsfällen und in zig begleiteten Marktaufsichtsverfahren stets ein gutes Argument gewesen.
Foto: Zedler-Gruppe