TOUR: Was bleibt beim Rückblick auf zwei Jahrzehnte als Fahrradgutachter?
Zedler: Ich habe in dieser Zeit reihenweise Unfälle mitbekommen – mit schlimmen Folgen, vom Pflegefall bis zum Tod. Am Fahrrad ist dabei schon alles kaputtgegangen: Rahmen, Gabeln, Vorbauten, Lenker, Pedalachsen, Kurbeln, Innenlager, Sattelstützen, Sattelgestelle – höchstens Bremshebel noch nicht.
Kaputte Teile mit brutalen Folgen – belastet einen das persönlich?
Es gab schon schwierige Fälle. Man weiß, dass ein Bauteil ein Problem hat, darf aber als Gutachter nicht davor warnen oder es publik machen. Das ist manchmal eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ich kenne nach wie vor Hersteller, die Probleme aussitzen.
Hat man da überhaupt noch Spaß am Rennradfahren?
In den 90er Jahren hatte ich dabei oft Bauchschmerzen. Ich wusste, dass viele Hersteller nach dem Trial-and-Error-Prinzip arbeiten und ihre Produkte nicht seriös prüfen. Seit vielen Jahren fahre ich aber wieder begeistert Rennrad und weiß, dass der Erfahrungsschatz der Fahrradindustrie gewachsen ist. Inzwischen haben viele Hersteller Entwicklungsteams und sind viel professioneller geworden – insgesamt gab es einen deutlichen Qualitätssprung.
Ist das Baumarkt-Rad so schlecht wie sein Ruf?
Meistens werden die gar nicht lange gefahren. Sie erreichen daher die kritische Grenze des Versagens gar nicht. Das ist bei einem teuren Sportrad natürlich anders.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit TOUR?
Als Fahrradgutachter wusste ich, welche Teile Schwächen haben oder kaputtgehen. Mir hat es Spaß gemacht, zusammen mit Robert Kühnen Ideen für Prüfmethoden und -maschinen zu entwickeln. Wir haben einfach alles hinterfragt und uns verschiedene Testverfahren überlegt.
Die drei wichtigsten Tipps für mehr Sicherheit?
Kein Drahtreifen ohne Felgenband, keine Montage von Carbonteilen ohne Carbonpaste und Drehmomentschlüssel, und einmal im Jahr das Rad zur Inspektion zum Händler geben. Ich behandle mein Carbonrad wie ein rohes Ei. Wenn man alles richtig macht, ist Carbon ein richtig verlässlicher Werkstoff!
Interview Kristian Bauer