Medienberichte und Publikationen rund um Fahrräder, Pedelecs, Technik und Sicherheit

Die häufigsten Sicherheitsrisiken, die uns in der täglichen Arbeit rund um Fahrrad-Sicherheit, -Technik und -Bedienungsanleitungen auffallen, publizieren wir auch in Artikeln in den führenden Fachmagazinen TOUR – Europas Rennrad-Magazin Nr. 1, BIKE – Das Mountainbike Magazin Europas Nr. 1 und E-Bike – Das Pedelec-Magazin, um diese für die Branche wichtigen Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch die Eurobike Show Daily, Messezeitschrift der jährlich stattfindenden Eurobike Show, gibt uns seit vielen Jahren die Möglichkeit, unsere Sicht auf wichtige Entwicklungen in der Fahrradbranche in ganzseitigen Artikeln auszuführen.

Darüber hinaus sprechen wir regelmäßig in unabhängigen Fachvorträgen über alle Bereiche der Fahrradtechnik und des Fahrradmarktes. Auch weitere Fach- bzw. Branchenzeitschriften sowie immer häufiger Radio und Fernsehen zitieren uns in ihren Medienberichten und zeigen uns, dass wir mit unseren Hinweisen genau richtig liegen. In der Rubrik AKTUELL erfahren Sie laufend alle Neuigkeiten aus unseren Fachbereichen. Diese Berichte und Publikationen sortieren wir für Sie chronologisch bzw. nach Interessensgebieten.

Jeantex TOUR-Transalp 2009
Lesedauer 15:20 Minuten

Christians & Dirks Tagebuch

Noch ein Tag bis der TOUR-Transalp Sprecher Stefan Schwenke zusammen mit dem gesamten Teilnehmerfeld die letzten Sekunden bis zum Startschuss rückwärts zählt.  Dann gibt es kein Halten mehr, sieben Tage gilt es morgens einzuklicken um auf herrlichen Strecken die eigenen Grenzen auszuloten. Besonders freue ich mich aufs Stilfser Joch, das ich noch nie hochgeradelt bin.

Obwohl ich zum dritten Mal dabei bin, ist alles anders und mir ist auch ein wenig mulmig. Mein Gefühl liegt nicht daran, dass der Startort gewechselt hat oder das die Königsetappe gewaltig ist. 2006 und 2008 fuhr ich mit jahrelang bekannten Kollegen von TOUR, dieses Mal habe ich einen Leser als Partner. Christian Baumhof kommt aus Bergneustadt 60 km von Köln entfernt. Kennen gelernt habe ich ihn im TOUR-Trainingslager, bei dem er die letzten drei Mal jeweils eine Woche dabei war. Toll an ihm ist, dass er stets guter Dinge ist und sich in den letzen Wochen, seit wir dieses Programm beschlossen haben, richtig ins Zeug gelegt hat. Von seiner Trainingsdisziplin kann ich nur träumen. Ich denke wir werden auf alle Fälle eine Menge Spaß haben. Neu sind auch unsere umfangreichen Testvorhaben, bei denen Christian einen wichtigen Teil beitragen wird. Obwohl er seit zig Jahren engagierter Hobbyfahrer ist, hatte er bisher kaum die Möglichkeit viel Material in kurzer Zeit auszuprobieren.

Auf der Transalp wird er genau das zusammen mit mir als erfahrenem Testpiloten an der Seite machen. Unser beider Erfahrungen und Erkenntnisse bilden die Basis für insgesamt vier Geschichten, die in den TOUR-Ausgaben August und September stehen werden. Für Technik-Interessierte lohnt da schon bei der TOUR-Transalp der eine oder andere Blick auf unsere Rennmaschinen. Deshalb besteht mein tägliches Programm dieses Mal nicht nur aus Rad fahren, essen und schlafen. Morgens oder abends werden wir an den Rennmaschinen schrauben, unser Tagebuch verfassen und unsere Werte aus dem Radcomputer im Internet veröffentlichen. Dazu müssen wir noch zusammen mit dem TOUR Herausgeber und Fotograf Uwe Geißler die Fotos zu den Geschichten fotografieren. Das straffe Programm macht mir so ein bisschen Angst, hoffentlich bleibt genügend Zeit zur Regeneration. Zum Schluss möchte ich noch einen Wunsch äußern. Die Transalp ist fast 900 km lang und dauert sieben Tage. Auf der ersten Etappe kann man bis zum Hahntennjoch wenig gewinnen, aber viel verlieren. Geht bitte die Sache locker an, dann haben wir alle zusammen eine Menge Spaß!

Etappe 1: Sonthofen - Imst: 121 km - 2.447 Höhenmeter

Dirks Etappe:
Sonthofen empfing uns leider mit mäßigem Wetter. Regen und Trockenphasen wechselten sich ab, von der versprochenen Sonne keine Spur. Das Expo Gelände mit den Ausstellern glich nach kurzer Zeit fast einem umgepflügten Acker, die interessierten Teilnehmer setztem dem Rasen in der Ortsmitte stark zu. 85% Regenwahrscheinlichkeit war dann auch die Ansage bei der abendlichen Streckenvorstellung. Im Wesentlichen soll sich uns bei der ersten Etappe das Hahntennjoch mit seinen knapp 1.900 Hm in den Weg stellen; der Rest sei laut Rennleiter Uli Stancius Beschreibung flüssig zu rollen. Christian und ich waren uns schnell einig, dass wir Aerolaufräder mit Alu-Bremsflanken aus unserer Laufradsammlung fahren wollten.

Ummontiert haben wir gezwungenermaßen in der Tiefgarage des Hotels.
Beim Frühstück um sieben sah es gar nicht so schlecht aus, doch rollten wir komplett im Regendress und mit Schutzblechen zum Start. Im Startblock wurde es dann immer schöner und wir zogen Schicht um Schicht aus.

Der Start war sehr diszipliniert, der Oberjoch-Pass signalisierte sofort, was das Thema der Veranstaltung ist. Thannheimer Tal, Reute und Namloser Tal zogen vorbei, wobei sich stets Gruppen bildeten, so dass zügiges Tempo angesagt war. Dennoch zeigte einige Steilstücke in der Strecke immer wieder dass fast zweieinhalbtausend Höhenmeter erarbeitet werden wollen.

Das Hahntennjoch hielt schlussendlich, was es versprach – selektiv zu sein. Nachdem wir in der rund 95 km langen Anfahrt nie voll gefahren waren, sammelten wir sehr viel von denen ein, die uns zuvor überholt hatten. Einige Radkollegen mussten sogar den Wandersmann geben. Oben angekommen waren wir dann froh, die erste diesmal nicht ganz so hektische Etappe überstanden zu haben.

Belohnt wurden wir mit einer warmen Abfahrt, die sogar die Windjacke überflüssig machte. Zufrieden freue ich mich auf die nächsten Etappen.

Christians Etappe:
Nach gutem Essen und einer schönen Massage lasse ich meinen ersten Tag Revue passieren. Zum ersten Mal bei der Transalp war es heute Morgen für mich schon sehr aufregend. Heute am Start sah man nur gut aussehende Sportler mit Material, dass einem Respekt einflößt. Aber durch die Erfahrung meines Partners Dirk sind wir auf den ersten Kilometern dieser Transalp wunderbar durch die Etappe gekommen und bei einem kleinen Einbruch am Ende hat er mich durch einen guten Spruch wieder angespornt. Es macht Spaß mit so einem tollen Partner zu fahren. Heute haben wir bei der Etappe eine beeindruckende Landschaft bei schönem Wetter erlebt. Mit Freude sehen wir beide schon dem nächsten Tag entgegen.

Etappe 2: Imst - Ischgl: 148,62 km - 2.770 Höhenmeter

Dirks Etappe:
Traumwetter am frühen Morgen, die ersten Sonnenstrahlen tauchen die Berggipfel um Imst in fast schon surreales Licht, als wir die neuen Laufräder in unsere Räder steckten. Schönes Wetter ist angesagt und ich wage die ersten Vollcarbon-Laufräder in meinem Scott. Christian kriegt Carbon-Laufräder mit Alu-Bremsflanke – die deutlich bessere Wahl, wie sich später am Tag noch herausstellen wird. Christian setzt noch die neue Shimano Ultegra für Uwe Geißler, der hier die Bilder macht in Szene, dann haben wir noch eine Viertelstunde, um die die Fahrräder kurz zu fahren, damit auch alles passt.
Wer so spät kommt, den bestraft der volle Startblock, wir stehen ganz hinten. Macht aber nichts denken wir uns, die ersten zwanzig Kilometer sind ja neutralisiert. In unserem Fall heißt das schon ein ganz schönes Tempo, das man zu Hause eigentlich kaum aufruft.

Leicht wellig geht es bis zum ersten Anstieg, dem Arlbergpass. Mit Anstand und stetig überholend rollen wir auf den Gipfel. Runter macht es richtig Spaß und wir erwischen im Tal wieder eine Gruppe, die läuft. Eine Baustelle zerlegt die Gruppe, da nicht alle Sportler dem groben Schotter trauen. Von 600 Höhenmeter über Null geht es erstmal leicht steigend und dann immer steiler zur Bielerhöhe, bekannt als Silvretta Hochalpenstraße. Da unser Tempo etwas langsamer wird, habe ich schön Zeit zu schauen und auch die Muse für Uwe während der Fahrt schön gemächlich vor der Kamera für die Bilder der kommenden TOUR-Geschichten vorbeizurollen. Ich hoffe die um mich fahrenden Radsportler halten mich nicht für komplett verrückt, weil ich auch einmal umgedreht habe und eine Weilchen gewartet habe, bis Uwe zurück gelaufen kam, nachdem er Christians Schaltwerk in der Fahrt ablichtete.

Oben auf dem Pass war es noch mal total schön, da es ca. einen Kilometer flach geht, wo man die Gegend noch mal richtig angucken kann, bevor es stetig fallend ins Ziel rollt. Rollen war allerdings heute nicht so richtig, der Wind kam entgegen und ich habe vorne richtig gearbeitet, dass wir uns nicht mehr einholen lassen mussten. 5 km vor Ischgl hat uns dann noch ein richtiger Regenguss erwischt, aber das störte im Temporausch nicht. Störender war da schon, dass meine Laufräder sich nicht gerade als Regentauglich erwiesen. Wie schon bei so vielen Carbon-Rundlingen vorher, braucht man viel Geduld und daher Voraussicht, damit sich Bremsleistung aufbauen kann. Nach rund fünfeinhalb Stunden waren wir im Ziel, das kann sich sehen lassen für fast 147km und gut 2.600 Höhenmeter.

Christians Etappe:
Heute Morgen kommt am zweiten Tag der Transalp Freude auf. Traumwetter und große Vorfreude auf die Etappe. Keine Probleme vom ersten Tag. Fotos vor dem Start und Umbau der Laufräder lassen keine Langeweile aufkommen. Noch schnell ein paar Riegel und Gels und die Trikottasche und schon geht’s los, diesmal von ganz hinten in der zweiten Startgruppe. Aber viele Fahrer erkennt man sofort wieder und alle wünschen sich Glück und eine unfallfreie Fahrt. Es fällt auf, dass ein sehr freundlicher und sportlicher Umgang gepflegt wird, egal ob es die Führenden sind oder die Fahrer, die am Ende des Feldes fahren, die man vor dem Start trifft. Dies habe ich so nicht erwartet. Nach einem flotten Start und zügigem Fahren am ersten Berg, sowie einem guten Tempo bis zum zweiten Anstieg, muss ich hier etwas rausnehmen, um für die nächsten Tage noch Reserven zu haben. Dies kostet uns in der Endabrechnung ein paar Plätze. Trotzdem muss ich feststellen, dass es ein Erlebnis ist hier zu fahren. Außerdem fällt mir auf, wie viele Personen hinter den Kulissen hervorragende Arbeit leisten, damit die ganze Organisation so reibungslos abläuft. Das wars , wir gehen kurz massieren und dann Essen. Morgen mehr.

Etappe 3: Ischgl - Sölden: 119,98 km - 2.415 Höhenmeter

Dirks Etappe:
Qed – was zu beweisen war, sagt der Mathematiker in einem Fall, wie dem unsrigen heute. Das Laufrad war mit von Anfang an von der Konstruktion her suspekt, die Laborwerte sprachen ebenfalls eine deutliche Sprache. Dennoch montierte ich den Laufradsatz heute in Christians Rad, ich wollte damit morgen das Timmelsjoch erklimmen. Dazu wird es nicht kommen, der Laufradsatz verschwand aufgrund seiner Seitenschwäche bis zum Gardasee in unserem Wagen. Den Rose Mitarbeitern sei Dank, dass sie uns mit einem Laufrad aushalfen, so dass wir weiterfahren konnten. Das Vorderrad zwang uns dann noch zu einem zweiten Stopp, da der Magnet in Kurven am Geber des Tachos streifte.

Nachdem der Tag schon ziemlich hektisch begonnen hatte und ich etwas angefressen war aufgrund der zeitlichen Enge und des straffen Programms, gehe ich davon aus, dass das heute der Tiefpunkt war. Hoffe Christian steckt das alles weg, ich weiß nicht ob der sich das Tester-Leben so vorgestellt hatte. Gefahren ist er heute gut, insbesondere an der sehr schönen und befahrenwerten Pielerhöhe war er stark. Morgen ein Berg und dann eine lange Abfahrt. Zum ersten Mal über 2.500 Höhenmeter, bei dem Wetter ein wahr werdender Traum.

Christians Etappe: 
Heute Morgen sind wir bei strahlendem Sonnenschein in Ischgl gestartet. Die Sonne begleitete und den ganzen Tag bis nach Sölden. Doch heute mussten wir erfahren, was es heißt Testfahrer zu sein. Bei Kilometer neunundzwanzig zwang uns ein Defekt zu einem außerplanmäßigen Stopp. Nun mussten wir über dreißig Minuten warten, bis das ganze Feld vorbei war und wir weiterfahren konnten. Ich bekam ein neues Laufrad und die Fahrt von ganz hinten durch das Feld ging los. Ein besonderer Dank hier an meinen Partner Dirk, der den ganzen Tag in der Führungsarbeit war. Besonders am steilen Anstieg der Pielerhöhe überholten wir viele Teilnehmer. Respekt an alle, die sich hier hoch gequält haben. Durch diesen Defekt haben wir viele neue Gesichter gesehen, nachdem sonst immer die gleichen Mitfahrer um uns herum sind. Obwohl wir heute sehr gut gefahren sind, haben wir natürlich viele Plätze verloren. Morgen geht es übers Timmelsjoch nach Italien. In der Hoffnung auf einen schönen Tag gehen wir jetzt im sonnigen Sölden zur Pasta-Party.

Etappe 4: Sölden - Naturns: 91,19 km - 1.848 Höhenmeter

Dirks Etappe:
Italien empfängt uns mit sommerlicher Wärme. Das waren meine ersten Gedanken, als wir die wunderschöne Abfahrt vom Timmelsjoch hinab gerollt sind. Trockene Straßen, die gut abgesperrt waren, griffiger Belag und ordentlich beleuchtete Tunnel ließen die fast 30 km lange und rund 1.800 Höhenmeter abfallende Schussfahrt zum Genuss werden. Doch erst der Reihe nach: Um Neun ging es wie jeden Tag los und nach wenigen flachen Metern stieg die Straße gleich mal heftig an, so dass sich unsere Startgruppe zwei gleich etwas auseinander zog. Drei abfallende Zwischenstücke verlängerten den Anstieg auf die 2.509 Meter des Timmelsjochs, doch wir zogen kontrolliert und ruhig unsere Bahn. Da wir wie immer aufgrund unseres Morgenprogramms spät in den Startblock kamen, hatten wir wieder das Vergnügen einige Radler zu überholen. Schneewände in den letzten Kehren zeugten vom letzten Winter.

Oben schnell Weste und Armlinge angezogen und los ging’s bergab. Im Tal Richtung Naturns dominierte dann allerdings wieder das Rennfieber bei den Teilnehmern und so blieb keine Zeit für Blicke in die schöne Gegend. Unsere Gruppe wuchs von zuerst acht auf schätzungsweise 60 bis 80 Sportler. Zwei steile Hügel auf dem Weg nach Naturns trennten dann nochmals die Spreu vom Weizen. Caspar und Thomas, zwei nette Jungs in unserer Leistungsliga, die ich schon letztes Jahr kennen lernte, machten auf dem Radweg nach Naturns das Tempo. Wir vier kamen dann schlussendlich aus der großen Gruppe als erste in Ziel. Nach geschaffter Zieldurchfahrt lagen wir vier und in den Armen und haben herzlich gelacht und uns richtig gefreut.

Christians Etappe: 
Heute bei wunderbarem Wetter eine Etappe mit einem Berg und zwei Hügeln. Nachdem wir den Berg überfahren haben, kam der Genuss einer Abfahrt ohne Gegenverkehr. Ein Traum, die Straße nur für uns zu haben. Rennfieber kam auf und blieb bis zum Finish. Im Hinterkopf die erste schon auf dem Papier richtig schwere Etappe morgen. Das Material ist hervorragend. Es ist ein schönes Gefühl, durch die Orte zu fahren, die Zuschauer an den Strasse zu sehen und das Rennradfahren zu genießen. Jetzt sitzen wir im Cafe, trinken Latte Macchiato und genießen die Atmosphäre. Obwohl die Etappe „nur“ 90 km lang war, freue ich mich auf die netten Mitarbeiter der Massage, damit die Beine morgen die erforderliche Leistung bringen.

Etappe 5: Naturns - Livigno: 118,30 km - 3.570 Höhenmeter

Dirks Etappe:
Normalerweise ist der Einstieg in eine Geschichte immer eine schwere Sache, heute nicht oder besser gesagt doch. Schon unterwegs gingen mit sehr viele Varianten durch den Kopf, so z.B.: Leider haben uns unsere ehrgeizigen Pläne vier gute Geschichten für die kommenden TOUR-Hefte zu machen, doch einige Körner und Nerven mehr gekostet, als es gut war für uns oder was fürchten Rennradfahrer mehr als einen langen Alpenpass mit einem schweren Fahrrad? Richtig, eine schwierige Abfahrt mit Carbonlaufrädern im strömenden Regen. Egal was ich angedacht hatte, endete eigentlich immer mit dem gleichen Ergebnis. Mein Partner Christian muss als Leser, der gleichzeitig seine erste große Testreise macht und dabei noch die TOUR-Transalp passabel fahren soll, ein ziemliches Programm ertragen. Er tut mir auch etwas leid, denn heute war er schon etwas müde von dem ganzen Zirkus.

Die letzte Fotoproduktion kurz vor dem Gipfel des fast 2.300 Meter hohen Passo Foscagno habe ich ihm dann erspart und gesagt er solle einfach weiter fahren. Der Himmel war schon sehr grau, richtigerweise muss man sagen, dass er schwarz war, als Uwe Geißler, der die tollen Fotos von der Veranstaltung und natürlich auch von uns hier macht, uns bat sehr langsam zu fahren. Er wollte nochmals mit der Kamera neben herlaufen, um das Testmaterial im harten Einsatz einzufangen. So habe ich dann umgedreht und mein Rad in Szene gesetzt.

Wirklich froh bin ich nach dem Tag, der alles hatte von extremer und schwüler Hitze bis hin zu gefühlten einem Grad im heftigen Regen, dass wir wieder gesund, pannen- und sturzfrei angekommen sind. Jetzt so auf dem kuscheligen Hotelbett waren der Regen und die Kälte auch schon gar nicht mehr soo schlimm.

Christians Etappe: 
Heute Morgen begann der Tag bei strahlendem Sonnenschein in Naturns für uns mit viel Arbeit und sehr wenig Zeit. Um Punkt neun der Start mit einer schweren Etappe über das Dach der Tour. Am Anfang ziemlich viel Hektik im Feld und dann hinauf zum Stilfserjoch. Unten Sonnenschein und oben schon Nieselregen. Es ist schon ein gigantischer Berg mit einem imposanten Blick. Leider verstopfen ziemlich schnell Motorradfahrer, Autos und Begleitfahrzeuge den Berg, was nicht so angenehm war.

Für mich waren die Anstiege heute sehr anstrengend und konnte nicht die gewohnte Leistung abrufen. Bei der Abfahrt haben wir dann Plätze gut gemacht, was aber nur kurzfristig war, da der nächste Berg schon wartete. Während der zweitletzten Abfahrt erwischte uns ein Gewitter mit starkem Regen. Dies ließ uns langsamer Abfahren mit den Carbonläufrädern. Völlig durchnässt und ich auch noch durchgefroren kamen wir im Ziel an. Der Veranstalter hat schnell reagiert und wir haben Decken und warmen Tee bekommen. Nach einem guten Essen freuen wir uns nun auf die Königsetappe.

Etappe 6: Livigno-Kaltern: 180,76 km - 3.770 Höhenmeter

Dirks Etappe:
Der Passo Gavia ist ein echtes Juwel. Die schmale Straße, deren Zustand teilweise nicht so toll ist, hat etwas sehr ursprüngliches. In Fahrradfahrer-Geschwindigkeit hat man genügend Zeit die Löcher zu umrunden und dennoch die tolle Landschaft zu genießen. Man steckt auch nicht so im Verkehr, wie in den berühmteren Anstiegen z. B. dem Stilfser Joch gestern. Die Abfahrt Richtung Passo Tonale ist gar abenteuerlich schmal, keine zwei Autos können sich ungestreift begegnen. Wir sind dann mit der nötigen Ehrfurcht hinabgerollt, bis zur ersten Panne. Nach der ersten folgte die zweite. Da Reserve-Schlauchreifen natürlich nicht geklebt sind, folgte die dritte Panne auf der Abfahrt vom Passo Tonale. Was dann angesagt war kannten wir ja schon vom dritten Tag – warten auf den Servicewagen von Rose. Nachdem uns das erste Mal Henry gerettet hatte, war diesmal Christian, die Rettung für meinen Teampartner Christian. Ruhig und gut gelaunt justierte er kurz noch die Bremsbeläge, da Drahtreifenfelgen einen anderen Durchmesser haben als Schlauchreifenfelgen. Das Serviceteam von Rose zählt für mich ohnehin zu den absoluten Arbeitstieren des gesamten Begleitrosses der Transalp. Von morgens früh bis abends spät reparierten di Jungs die Fahrräder vieler Teilnehmer. Wenn man so von Ort zu Ort radelt, vergisst man gerne die vielen Dutzend fleißigen Helfer von A wir Ärzteteam bis Z wie Zeitnahme. An dieser Stelle ein großes Lob und herzlichen Dank!

Morgen ist die Schau dann schon vorbei. So schnell sind dann fast 900km abgespult. Wird wohl wieder ein schnelles Finale, hoffentlich räumt uns keiner in der Euphorie des letzten Tages ab.

Christians Etappe: 
Heute starteten wir mit Kaiserwetter bei der Königsetappe. Schon heute Morgen Sonnenschein pur und angespannte Stimmung bei den Teilnehmern in Anbetracht dieser Etappe. Sofort die ersten beiden Pässe und dann die Abfahrt zum Passo Gavia, der sehr gut zu fahren ist. Wir fanden unsere Mitstreiter der letzten Tage und überquerten gemeinsam den Pass. Leider traf mich das Missgeschick der Pannen, die Dirk schon in seinem Tagesrückblick beschreibt. Die beiden ersten Pannen konnte Dirk noch beheben. Nach der dritten Panne wurden die Laufräder gewechselt und dann begann die Abfahrt. Wir sind auf eine Gruppe aufgefahren, in der uns ein junger Sportler verwunderte. Lange Hose, langes Trikot, alter Helm und ein Peugeot Fahrrad mit Shimano 105 und Unterrohrschalthebeln aus dem Ende der 80er oder dem Anfang der Neunziger Jahre. Dieser Radkollege führte die Gruppe durch das Tal in einem sehr hohen Tempo ohne auch nur Anstalten zu machen, dass er abgewechselt werden will. Die Vorführung dauerte dann bis zum Einstieg in den Mendelpass. Von allen Radkollegen hörte man nur ein Wort: Respekt. Dirk forcierte dann das Tempo im Mendelpass, so dass wir noch viele überholen konnten. Im Ziel stand dann überraschend meine Freundin und nahm uns im Empfang. Fazit des heutigen Tages ist für mich, dass die Etappe trotz der Pannen sehr viel Spaß gemacht hat Morgen geht’s nach Arco.

Etappe 7: Kaltern-Arco: 102,73 km - 1.546 Höhenmeter

Dirks Etappe:
Schön war es! Meine Ängste von gestern haben sich nicht bestätigt. Die Teilnehmer gingen die neutralisierten 30 km locker an und so wurde sogar die morgendliche Talfahrt durch Obst und Weinfelder zum Genuss. Kurzweilig durch nette Gespräche und landschaftlich sehr schön. Der einzige ernstzunehmende Anstieg gestaltete sich etwas länglich, da Christians Kurbel sich nur sehr langsam drehte. Die Abfahrt und das Tal Richtung Gardasee waren dann wieder sehr schön, denn es gab mit Seen, Felsen und schönen Ortsdurchfahrten eine Menge zu sehen. Auf diese Weise vergingen die letzten 100km der Transalp wie im Flug. Auf der Schlussabfahrt haben wir dann wieder etwas „aufgeräumt“, und so rollten wir direkt hinter unseren Lieblingsgegnern Casper und Thomas ins Ziel. Nach Riva, Bibione geht nun meine dritte Transalp in Arco zu Ende. Von der Platzierung her die, die man gemeinhin als schwächste bezeichnen würde. Vom Gesamt-Programm her allerdings definitiv die anspruchsvollste. Ich bin regelrecht froh, dass wir bei dem ganzen Testprogramm und den damit zusammen hängenden Widrigkeiten heil ins Ziel gekommen sind. So eine gewisse Verantwortung habe ich die ganze Zeit für Christian gefühlt. An dieser Stelle möchte ich mich bei ihm bedanken, dass er das alles ertragen hat und dass er so tapfer gekämpft hat. Jetzt werden wir erst einmal ausgelassen feiern, morgen das Rennrad, Rennrad sein lassen und dann schaue ich mal was die sportliche Zukunft so bringt. Viel Spaß hat es ja gemacht, und irgendwie fühlt es sich auch schon jetzt so an, als ob es nächstes Jahr auf ein Neues heißt…

Christians Etappe: 
Auch der letzte Tag unserer Transalp begann wieder mit Traumwetter. Jetzt sitzen wir in Arco im Cafe und lassen das Rennen Revue passieren. Schwerer als erwartet war für mich diese Abschlussetappe. Ich spürte meine Beine doch erheblich. Im Feld war es angenehm ruhig und diszipliniert. Viele unserer Freunde im Feld nutzten die ersten Kilometer zu einem längeren Gespräch. Ronald und Gunnar aus Neuruppin sowie das Team Coolibri waren länger in unserer Nähe. Der Empfang in Arco war wunderbar und alle Finisher feiern die Ankunft. Die Stimmung ist gelöst und die glücklichen Teilnehmer sitzen im Park oder in den umliegenden Cafes. Viele verschiedene Sprachen manifestieren das internationale Flair dieser Veranstaltung. Die Schmerzen der letzten Tage sind vergessen und es kommt ein zufriedenes Gefühl auf. Danke an alle, die hier mitarbeiten und besonders an Dirk, der hier viel für das Team leistet. Heute ist er an meiner Seite mit dem Finger in der Nase gefahren, aber sportlich in meiner Nähe geblieben. Danke und Gratulation an alle Teilnehmer. 

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