Herr Zedler, kleine Sensoren und mobile Applikationen versprechen Sicherheit im Radverkehr. An welchen Stellen erkennen Sie schon heute sinnvolle Ansätze für sichereres Radfahren?
Zwei Themen treiben die meisten Radfahrer um: Sicherheit im Verkehr und Diebstahlvermeidung. Abbiegeunfälle mit Lkws, Linksabbieger-Gegenverkehr- und Auffahrunfälle können durch Konnektivität vermieden werden. Wenn Fahrzeuge vernetzt werden, können die Fahrer potenziell gefährdender Fahrzeuge direkt, z.B. durch ein Ton- und Leuchtsignal, gewarnt werden. Fahrraddiebstahl wird unattraktiver, wenn der Standort des Fahrrades jederzeit nachvollziehbar ist. Solche Sensoren sind schon erhältlich. Bei sportlicher Nutzung, insbesondere bei Mountainbikern, besteht Sturzgefahr bei Alleinfahrt. Passiert da etwas und es kommt nicht zufällig Hilfe vorbei, kann dies zu Tragödien führen. Sensoren erkennen Stürze und können Hilfe rufen.
Auf welche technischen Hilfen zur Verkehrssicherheit sollten Händler ihre Kunden sinnvollerweise hin beraten?
Radfahrer zählen wegen der schmalen Silhouette zu den gefährdeten Gruppen im Verkehr. Nahezu alle (Kraft-) Fahrzeuge haben zudem Dauerlicht, nur das Fahrrad äußerst selten. Daher sollte bei Elektrorädern, Trekking- und Citybikes Tagfahrlicht der Standard sein oder nachgerüstet werden. Auch für Sportfahrräder gibt es beim Zubehör schöne Lichtlösungen mit Akkus. Beim Helmkauf sollten Modelle mit Sturzsensorik und Meldemodul in Betracht gezogen werden. Diese Sicherheitseinrichtung kann auch nachgerüstet werden.
Welche Rolle spielt neue Technik beim Sicherheitsthema Licht?
Schon für schmales Geld gibt es zierliche Akku-Rücklichter, in denen Beschleunigungssensoren Bremsvorgänge erkennen und ein Licht hell leuchtet. Die Premiumbauteile sind in Kombination mit Navigationsgeräten so weit, dass diese sich von hinten annähernde Fahrzeuge erkennen und Licht anschalten.
Erwarten Sie, dass Sicherheitssysteme wie ABS bald am Fahrrad flächendeckend Einzug halten?
Sehr viele Radunfälle könnten vermieden werden, wenn der Radfahrer in der Lage wäre, optimal zu bremsen. Auch bei Radunfällen, bei denen der Fahrer vorne überbremst und sich überschlägt, wäre ABS die Lösung. Hoffentlich erreicht die neue, kleinere Generation eine wesentlich bessere Marktdurchdringung als die erste, klobige Variante. Irgendwann wird ABS zumindest bei E-Bikes Standard sein.
Das Interview führte Tim Fahrin